DAMU-Workcamp am Weißen Meer (2.8.-30.8.2004)

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Am 8. August erreichen wir das Weiße Meer. Etwa in der Mitte dieses Kartenausschnittes, gelb eingerahmt, liegt die biologische Station der MGU. Die nächstgelegene Ortschaft, Kandalakscha, befindet sich 16 km entfernt in der äußersten Nordwestbucht des Weißen Meeres. Das offene Meer liegt jenseits der Inseln und Halbinseln weiter östlich dieser Karte, die trotz ihrer schlechten Lesbarkeit immerhin einen Eindruck über die Verteilung von Land und Wasser vermittelt. Das Meer ist die Lebensader, über die alle Transporte erfolgen. Sogar das Abwaschen unseres Geschirrs praktizieren wir im Meer (3. Bild von links). Wir reißen dazu ein Büschel großfädiger Algen von den Steinen ab, das als Abwaschlappen taugt. An die Prozedur gewöhnt man sich rasch, so ungewöhnlich sie uns am Anfang erscheinen mag. Am Abend machen wir selbst die Musik, z. B. mit leeren Flaschen oder auf der mitgebrachten Gitarre.
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Die Gemeinschaftsküche befindet sich zum großen Teil im Freien, sie wird mit einem eigenen Dieselaggregat versorgt (linkes Bild). Die Plumpsklos sind im Wald verstreut und kaum zu "überriechen" (2. Bild von links). Die Fäkalienentsorgung ist eine üble Sache, aber deutsche Studenten werden für diese Arbeit nicht herangezogen. Das Workcamp vom August 2005 beginnt mit der Errichtung neuer Toilettenhäuser, aus vorgefertigten Teilen errichten wir Blockhäuser (3. und 4. Bild), in denen einmal moderne Toiletten stehen sollen. Bleibt zu hoffen, dass die Ver- und Entsorgungskonzeption funktioniert, sonst geht man doch lieber in den Wald.
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Der Möbelbau durch die deutschen Workcamper kann bereits auf eine unbestrittene Erfolgsgeschichte zurückblicken. Die Arbeit im Sägewerk ist zwar gewiss nicht jedermanns Sache, robust und etwas unverzagt sollte man schon sein. Auch gelernte Tischler machen hier neue Erfahrungen, denn die hiesigen Maschinen (1. Bild von links) entsprechen nicht den Vorschriften, die man von daheim kennt, aber sie funktionieren trotzdem, sofern der Generator läuft. Natürlich brauchen nicht alle Workcamper die gefährlichen Maschinen zu bedienen. Es gibt auch genügend Handarbeit zu verrichten, bevor die Zimmereinrichtung mit Tischen, Bänken, Doppelstockbetten und die dazugehörigen Leitern fertig ist und von einer nachfolgenden Studentengruppe in Besitz genommen wird (3. und 4. Bild).
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Auch verbleibt ausreichend Zeit, den Biologen über die Schulter zu schauen und sich bei Interesse selbst ein paar biologische Kenntnisse anzueignen, das 1. Bild von links zeigt das Laborgebäude. Oder bei Sonnenuntergang am Strand entlangzulaufen (2. Bild). Oder auf den Berg zu steigen, wo man im idyllisch gelegenen Moorsee baden kann und am schwingenden Ufer fast überall auf Sonnentau tritt. Man muss nicht Biologe sein, um das Besondere dieses Moorsees zu erkennen, auch naturbegeisterte Workcamper leihen sich gern einmal Stativ und ein Makroobjektiv (3. Bild von links) und zücken ihre Kameras. Beim genaueren Hinsehen erkennen wir mindestens drei äußerlich sehr verschiedene Arten von fleischfressenden Pflanzen.
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Ein Moorsee wie dieser wäre in Deutschland freilich für Besucher gesperrt oder allenfalls über einen Knüppeldamm in Teilen erschlossen. Hier dagegen kann man auf Tuchfühlung gehen und ein klein wenig ausprobieren, wie schnell man einsinkt, sofern man mindestens zu zweit ist. Denn im Alleingang ist es zu gefährlich im Moor, und wer von uns kennt schon dessen Besonderheiten und Tücken? Der Bergsee ist nicht das einzige Moor, auch beim Strandspaziergang ostwärts von der Station kommt man an ein Moor (3. Bild), wo sich wiederum fleischfressende Pflanzen tummeln. Und natürlich auf Heidelbeeren, die es im August vielerorts gibt.
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Nicht jede Baumaßnahme in dieser abgelegenen Gegend ist eine Investition in die Zukunft, wie das 1. Bild von links zeigt. Hier hat die Natur eine kleine ehemalige Siedlung fast vollständig zurückerobert. Aber nicht nur die harten natürlichen Bedingungen machen das Leben im rauhen Norden schwer. Auch menschliches Versagen trägt dazu bei. So ist eben mal das Badehaus der biologischen Station abgebrannt. Statt dessen badet man nunmehr schon seit mehreren Jahren provisorisch in Zelten (2. Bild). In kleineren Gruppen kann das sehr lustig sein. Man füllt sich eine Schüssel mit warmen Wasser und begießt mit einen Trinkgefäß den Körper. Ein Trinkgefäß ist ein überaus nützlicher multifunktionaler Gegenstand, den man keinesfalls auf der Reise nach Russland vergessen sollte! Volleyballer und Fußballer kommen voll auf ihre Kosten, während Schwimmbegeisterten bei einer Wassertemperatur von ca. 12°C meist rasch die Badelust vergeht.. Eine Polarkreistaufe gibt es natürlich auch (rechtes Bild), wenn auch ohne Urkunde, hierzulande zählen ohnehin nur das unmittelbare Erleben und die unvergesslichen Eindrücke, die man mit nach Hause nimmt.