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Teil 1.2: Im Keoladeo-Nationalpark
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Der Keoladeo-Nationalpark im Nordwesten Indiens, ein Schutzgebiet
von internationaler Bedeutung, ist kein Relikt einer Naturlandschaft.
Vielmehr ist die künstlich angelegte Wasserlandschaft den Jagdgelüsten
des Maharadschas zu verdanken. Noch in den 1950er Jahren war die Luft
vom Knallen der Gewehre erfüllt. Auf einer Sandsteintafel im
Park sind die Abschüsse verewigt, bis zu 5000 Enten an einem
Tag! Riesige Teile des 393 Quadratkilometer großen Parks sind nach dem Monsun normalerweise überschwemmt. Davon zeugt nicht nur die Übersichtskarte, sondern auch der Bewuchs. Einzelne Bäume bzw. Baumgruppen stehen auf erhöhten Sockeln wie auf Warften. Unsere Reisegruppe von Terra Unica Reisen erlebt den Nationalpark nahezu trocken, denn der vorjährige Monsun ist ausgeblieben. Dieser indische Monsun setzt in den meisten Landesteilen im Juni ein und bringt je nach Region bis September oder Oktober ergiebige Niederschläge (80 bis über 90 % der jährlichen Gesamtniederschlagsmenge), das sind im Bundesland Rajasthan, wo wir uns befinden, selten mehr als 300 mm. |
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Nur etwa 1% der in der Karte eingezeichneten Wasserfläche
sind im Februar 2007 tatsächlich mit Wasser bedeckt. Spektakuläre
Landschaften mit großen Mengen überwinternder Wasservögel
sind demnach nicht zu erwarten. Mit ortsüblichen Fahrradrikschas
fahren wir mehrfach ins riesige Gelände. Irgendwann taucht auch
das ersehnte Wasser auf. Die letzten Sumpf- und Wasserflächen werden
durch einen Kanal versorgt, der das benötigte Wasser vom Fluss
Gambhir heranleitet und so auch während der winterlichen Trockenzeit
die Niederungen vor völliger Austrocknung bewahrt.
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Unsere vogelkundlich interessierte
Reisegruppe lässt sich durch die Trockenheit nicht verdrießen
und schaut sich jeden Piepmatz an. Einigen versierten Ornithologen unter
uns ist es zu verdanken, dass die Artenliste der Gruppe sogar noch mehr
anwächst als in feuchten Jahren.
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Manche Art hätten
wir ohne einheimischen Führer wohl kaum gefunden. Ganz besonders
trifft das für Eulen und Nachtschwalben zu, aber auch für
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seltenen Rennvogel. Willige
und gut plaziert Fotomodelle wie die Hinduracke sind die Ausnahme, aber
umso begehrter. Zwischendurch lohnt auch ein Blick auf die Landschaft.
Die heiligen Kühe sind von der Nationalparkverwaltung nicht zur
Landschaftspflege bestellt, werden aber geduldet wie überall in
Indien.
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Die Glanzkrähe ist nicht zimperlich, wenn es ums
Fressen geht. Sie erhebt nicht nur Anspruch auf das Aas unter dem Geier,
sondern sticht mit ihrem kräftigen Schnabel in Nachbarschaft mit
dem Königsdrongo immer wieder in die frische Wunde der Kuh.
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Die auffällige Wanderelster wird uns noch häufig
begegnen. Zu den Parkbesuchern zählen auch Schulklassen. Vielleicht
hat die Gruppe gerade eine Dajaldrossel am Wegesrand entdeckt? Oder
einen Heckenkuckuck? (Abbildung ohne den typischen langen Schwanz)
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Ganz bestimmt jedoch keine
Rhesusaffen, die sich inmitten der Zivilisation auf das Nebeneinander
mit Menschen eingerichtet haben. Sie gelten den Hindus wie die Kühe
als heilig. Hier im Nationalpark fasziniert uns eine Horde abseits der
Zivilisation bei ihren täglichen Verrichtungen. Weitere aufregende
Beobachtungen von Großsäugern und Vögeln folgen auf
der nächsten Seite.
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