Norwegen-Streiflichter 19.7.-2.8.2002

Teil 1: Sletten

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Warum nach Sletten und warum gleich für 2 Wochen?

Ich berichte hier über unsere zweite Reise nach Sletten. Für die erste Reise, Ende Juni 1996, hatten wir 1 Woche eingeplant, und das ist wahrhaftig zu wenig, um die Vielfalt der grandiosen Natur mit allen Sinnen aufzunehmen. Immerhin liegt Sletten liegt zwischen den etablierten Nationalparks Dovrefjell und Rondane und bietet kurze Anfahrtswege für ausgedehnte Erkundungen der Tier- und Pflanzenwelt. Was nicht wussten, erfuhren wir von unserem Wanderführer Hans, der übrigens sehr gut deutsch spricht: Auch direkt um Sletten herum wird 2003 ein Nationalpark namens "Dovre" in´s Leben gerufen. Das ist inzwischen geschehen. Hauptziel ist der Schutz wilder Rentierherden. Es sind dieselben Herden, die in Rondane und Dovrefjell weiden. Die ansässige Bevölkerung wurde und wird in die Planung und Unterhaltung einbezogen. So auch Hans und Anne Sletten, die unsere Gastgeber sind und dem gleichnamigen "Ort" ihren Namen zur Verfügung stellten. Sletten gehört zu N-2584 DALHOLEN, Tlf / Fax: (47) 62 49 31 08.

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"Stellt euch vor, in so einer kleiner Hütte zu wohnen" -fragten wir uns ungläubig bei unserem ersten Besuch und kamen trotzdem wieder.
Die Freude war groß, nach 6 Jahren unseren alten Freund Warg wieder begrüßen zu können. Inzwischen gibt es auf dem Hof drei weitere Hunde...
... und viele andere Tiere, ein richtiger Bauernhof eben. Unser Rucksack wird von einer Ziege neugierig beschnüffelt.
Frohes Wiedersehen mit Hans und seiner Frau Anne! Ein neues Gesicht für uns war Hans`Schwester (links), ein emsiges Bienchen, das köstlich kocht.
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Ein erster Aufstieg hinter dem Gehöft Sletten führte uns rasch auf die flechtenbewachsenen Höhen, zwischen denen Pilze markant hervortreten.
Einen Führer brauchten wir hier auch nicht. Erinnerungen an 1996 werden aufgefrischt und Wanderkarten können bei Hans kostenlos ausgeliehen werden.
Da läuft doch tatsächlich ein Lemming über die weitläufige Fjell-Landschaft! Wie klein er doch ist, offenbar ein Jungtier.
Zum Fotografieren verfolgten wir ihn und sahen ihn durch ihn Zwergsträucher entlang huschen. Wir konnten der Versuchung nicht widerstehen, ihn zu fangen.
Schnell lief der Nager nicht und war daher leicht zu ergreifen. Anja kannte aus ihrer früherer Arbeitsgemeinschaft "Kleintierpflege" viele Nagerarten, jedoch keine Lemminge. Aus der Korrespondenz mit Hans wussten wir, dass es Oktober 2001 in Sletten eine regelrechte Lemmingschwemme gab. Überall auf den Straßen lagen totgefahrene Tiere. Im Winter und im Frühling wurde es dann sehr ruhig um die Lemminge, und wir wagten kaum zu hoffen, eines dieser possierlichen Tiere in Aktion zu erleben. Und nun rannte ein putziger kleiner Lemming wie ein Goldhamster über Anjas Hände. Schließlich begann er sich auf ihrer Hand zu putzen. Nach dem Freilassen lief er nicht weg sondern putzte sich nun erst recht. Wir setzten ihn unter einen Strauch, damit er nicht vom Rauhfußbussard gesehen wird, seinem ärgsten Feind. Es blieb nicht der einzige Urlaubs-Lemming, und einige von ihnen erfüllten gerade ihre ökologische Funktion im Nahrungsnetz. Nicht nur Jungtiere sondern auch ausgewachsene Lemminge sahen wir als Beute im Rauhfussbussardhorst.
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Er rannte immer in eine Richtung, hier also von einer Hand zur andern. Man musste nur im Lauftempo die Hände wechseln.
Der erste Lemming in unserem Leben putzte sich auf Anjas Hand vor lauter Aufregung, bevor wir ihn frei ließen.
Die Regenjacke war ein nützlicher Begleiter, denn das Wetter war wechselhaft und über Sletten spannte sich ein doppelter Regenbogen.
Und gleich nach einem heftigen Regenguß lockte uns der nahegelegene Fluss zum Baden.
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Mit den Leihfahrrädern gelangten wir schnell zu unseren Lieblingsplätzen,
denn die weitläufige Flusslandschaft lud auch sonst zum Verweilen ein.
Das leckere 3-Gänge-Menüin Sletten ließen wir uns keinen Abend entgehen.
Uns war´s recht, keinerlei Versorgungsstress zu haben.
Stundenlanges Faulenzen an einem nahegelegenen Flussabschnitt mit mehreren Kiesinseln rundete den Erholungswert der Landschaft ab. Wir sahen keine Menschenseele und hörten außer dem Plätschern des Wassers kaum mehr als den Ruf des Flussuferläufers, der hier einen idealen Lebensraum vorfindet.
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Diese wenig befahrene Straße führt direkt durchs Brutgebiet des Kranichs.
Dort direkt hinter dem trainierenden Langläufer hatte der Kranich in diesem Jahr erfolgreich gebrütet.
Wenn die Weidenröschen blühen, ist der Gesang der Singvögel hierzulande weitgehend verstummt.
Dafür fallen Jungvögel umso mehr auf. Das flügge Braunkehlchen saß gern auf dem Zaunpfahl.
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Ausnahmsweise begegneten wir einem schwarzen Schaf.
Die nahegelegene Flusslandschaft ist abwechslungsreich.
Wir schienen als einzige im Fluss zu baden, aber viele Menschen bekommt man ohnehin nicht zu Gesicht.
Ein letzter Blick auf Sletten - ein idealer Ausgangspunkt zur Erkundung der Umgebung.
Sletten hat seine Stammgäste. Es gibt Ornithologen, die jedes zweite Jahr herkommen. Direkt von der Unterkunft aus ließ sich ein Steinadler beobachten, der von Lachmöwen und Kolkraben "gehasst" und letztlich vertrieben wurde. Sie duldeten ihn nicht in ihren Brutrevieren. Und auch andere Naturfreunde kommen voll auf ihre Kosten. Mit der Errichtung des Nationalparks wird Sletten wohl bald kein "Geheimtipp" mehr sein, einen unvergesslichen Urlaub in atemberaubender Gegend wird man auch dann noch erleben können. Mehr davon erfahren Sie auf den Folgeseiten.

 

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