Algarve Plus 20.03.-09.04.2019

 
Teil 4: Bemerkenswerte Trockenlandschaften (Portugal)

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01_DSC02136_Kap-Vicente 02_DSC02210_JE_Kap-Vicente 03_P1140723_Kap-Vicente-Umland_Theklalerche 04_DSC03650_JE_Kap-Vicente-Umland_Steppe

Busse voller Reisegruppen werden zum Cabo de São Vicente gefahren, dem westlichsten Punkt des europäischen Festlandes, wo an der steilen Atlantikküste häufig Wind und Regen das Wetter bestimmen und Händler warme Pullover und Jacken verkaufen. Die „letzte Bratwurst vor Amerika“ mit Zertifikat ist ein netter Touristenknüller und auch wir nutzten diese Gelegenheit, um gut über den Tag zu kommen. Bei windarmen sonnigen Wetter erspähten wir 40 nach Nord ziehende Basstölpel. Unser Hauptziel war das karge Umfeld des Kaps, wo wir nach Steppenarten suchten. Das Foto zeigt die Theklalerche, die sich vor allem auch durch ihren Gesang verraten hatte, natürlich gab es auch Hauben-, Feld- und unbestimmte Lerchen. Schwarzkehlchen waren im Gebiet so dicht wie nirgendwo sonst, ich notierte 20 Individuen. Es gab Alpenkrähen und Alpensegler. Zwei für uns hörbare Triele blieben trotz Spektivsuche unsichtbar. Dennoch bleibt eine schöne Erinnerung an die Triel-Landschaft, welche auch botanisch ihre Reize hatte, wie man am Bild (unten) der zum Boden hin fotografierenden Männer sieht.

05_P1140602_Kap-Vicente-Umland_Steppe 06_DSC03421_Kap-Vicente-Umland_Steppe 07_P1140988_Castro-Verde_Zwergtrappe 08_P1150029_Castro-Verde_Zwergtrappe

Auch Trappen standen auf der Wunschliste, doch dafür war es sinnvoll, 90 km nach Nord über Castro Verde in eine großräumige Steppenlandschaft zu fahren. Da wir die mautpflichtige Autobahn bewusst ausgeschlossen hatten, legten wir alle Strecken auf Landstraßen zurück, die Vorteile waren dem Autovermieter völlig fremd (Jürgen hatte lange diskutieren müssen).  Aber so sahen wir die helle Morphe eines Zwergadlers gleich zu Beginn der Fahrt schön fliegen. Später drehte ein subadulter Kaiseradler mehrere Runden und zeigte uns alle Artmerkmale. Vieles blieb natürlich ohne Belegaufnahme. Die recht nahe singende männliche Zwergtrappe war unser erster Höhepunkt im Zielgebiet, zwei Artgenossen folgten.  Nach Großtrappen hielten wir ebenfalls Ausschau, ganz zuletzt fand mein Spektiv beim Scannen wenigstens ein einzelnes Weibchen. Im Steppengebiet nordöstlich von Castro Verde ist eine Ausstellung im„Centro de Educação Ambiental Vale Gonçalinho“ erwähnenswert. Wir erfuhren, dass man sich beim Personal telefonisch zu einer geführten Tour in ein eingezäuntes Gebiet anmelden kann, jedoch wäre ein wenig Portugiesisch sehr hilfreich. Anmeldungen per Email schienen (noch) nicht möglich zu sein. Immerhin hätten wir vor Ort eine Verabredung treffen können, doch nochmals dorthin fahren wollten wir nicht, zumal uns eigene überraschende Vogelbeobachtungen eigentlich mehr wert waren.

09_P1150133_Rolao_Wiesenweihe 10_P1150142_Rolao_Wiesenweihe 11_P1150228_Castro-Verde_Raubwuerger 12_P1150353_Castro-Verde_Blauracke
Unterwegs wurden wir Zeuge einer zuvor nie erlebten 30minütigen Wiesenweihen-Gruppenbalz von 4 Männchenn und 4 Weibchen, wovon die beiden Fotos nur einen kleinen Eindruck vermitteln können. Den sonst kaum zu beobachtenden Häherkuckuck erlebten wir auf dieser sogar Tour 3x, davon 1x dicht übers Auto fliegend und 2x akustisch. Ein Raubwürger ließ uns für ein Foto nahe herankommen. Eine auf der Leitung sitzende Blauracke gab uns die Chance, uns behutsam im Auto zu nähern und durchs offene Fenster zu fotografieren. Als später ein Gleitaar in der Landschaft tanzte, stiegen wir aus (Foto unten links). Für singende Grauammern machte ich eine Strichliste entlang der Strecke und kam auf 67. Etwa 500 Weidensperlinge verteilten sich auf Ansammlungen von Storchennestern sowie auf das Kerngebiet des Trappenschutzes. Dazu kamen 9 Turteltauben und 5 Schwarzkehlchen, um nur einige zu nennen. Nur einmal ließ sich ein Brachpieper zu hören. Jürgen hörte mal kurz ein Sandflughuhn. Was für ein Tag  (auch ohne Bratwurst, die mitgebrachten 4 Bananen waren viel besser als gar nichts).
13_P1150388_Castro-Verde_Gleitar 14_P1160503_Odelouca-Tal 15_P1160428_Odelouca-Tal 16_P1160474_Italienische-Siegwurz_ Neapel-Lauch

Doch eine ganz andere Landschaft möchte ich gern in Wort und Bild noch erwähnen. Nördlich von Portimão (auf halbem Weg von Albufeira zum Kap) kamen wir ins Bergland am Oberlauf des Flusses Odelouca, wo im Tal Obst- und Gemüseanbau betrieben wurde. Das Interessanteste für uns war ein vorangegangener Waldbrand. Sichtbare Folge eines Brandes war ein Meer bunter Blühpflanzen, wobei purpurfarbene Töne zwischen Gelb und Weiß wirkungsvoll zur Geltung kamen. Zur gelben Grundfarbe trugen die Blüten der Rindsaugen-Margerite maßgeblich bei. Weiß-lila kam von der Bunten Bellardie, die Purpur-Platterbse wurde ihrem Namen gerecht, zusätzlich freuten wir uns über das Purpur wilder Gladiolen, genauer gesagt der Italienischen Siegwurz. Letztere blühte für sich allein und auch in einem Meer von weißblühendem Neapel-Lauch (rechtes Bild).

17_P1160443_Odelouca-Tal 18_P1160433_Odelouca-Tal_Rindsaugen-Margariten 19_P1140023_Mexilhoeira-Grande 20_P1130890_Mexilhoeira-Grande_Steinkauz
Im Tal sah ich meinen ersten Pirol diesen Jahres, ein stummes Weibchen, ein Beispiel für die frühere Ankunft als in meiner Heimatregion. Auf blühende Trockenlandschaften stießen wir auch zufällig, so z. B. auf dem Weg zu Flamingo-Lagunen südlich der Ortschaft Mexilhoeira Grande. Blühende Wiesen und mittendrin eine Ruine aus Naturstein. Was gibt es besseres für den Steinkauz? – das fand dieser auch und saß wie für uns bestellt auf dem Dach. (Foto). Fast fußläufig daneben schließt sich ein Feuchtgebiet aus Lagunen und Sümpfen an, doch mehr dazu im nächsten Teil.
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