Schottland 18.6.-10.7.2011
1. Woche: Roybrigde und Umgebung

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Roybrigde war unsere erste Station. Berge, Flusstäler, Lochs und Moore zählten zu den wichtigsten Landschaftselementen, Fort William ist der nächstgelegene größere Ort. Nach dem Dauerregen am Anreisetag überraschte uns morgens die Sonne zwischen den noch dunklen Wolken an unserem ersten Ausflugsziel: dem River Lochy mit Kiesbänken und kleinen Inseln nahe der unscheinbaren Ortschaft Torcastle. Mit dem Spektiv beobachtete ich 2 besetzte Sturmmöwennester, 1 Brutpaar Austernfischer und an der Abbruchkante gegenüber eine Uferschwalbenkolonie mit mehreren Hundert Brutpaaren. Gar nicht schlecht für den Anfang. Aber auch unser am River Spean gelegenes Ferienhäuschen lockte mich an den folgenden Tagen schon vor dem Frühstück an den schmalen Gebirgsfluss. Mit etwas Glück oder Geduld zeigten sich achtsame Flussuferläufer mit flinken kleinen Küken (ohne Chance auf ein Foto) und heimliche Gänsesäger.
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Nein, das war weder unser Ferienhaus noch unser Mietwagen. Dieser Anblick zeigte sich, als wir den River Roy zunächst am Ostufer hochgefahren sind (Ortschaft Bohenie). Vielerorts, besonders auch in Friedhöfen, ging Jörg auf fotografische Motivsuche. Wenn der Landstrich auch über weite Strecken menschenleer anmutete, so gab es doch fast überall Spuren der Zivilisation.
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Zu Hause hatten wir noch keine Touren geplant, aber einmal wollten wir bei Schönwetter durchs Rannoch Moor wandern. Unsere fußläufige Lage an der Bahnstation Roybridge war dafür ideal. Am 21. Juni schien 5.30 Uhr die Sonne und 7:40 Uhr immer noch und so gingen wir zur Bahnstation. Die Zugfahrt war besonders schön zwischen Roy Bridge und Tulloch, denn sie führte direkt am River Spean entlang. Gerade an den tief eingeschnitten Schluchten gab es keinen anderen Weg als die Bahnlinie. Mit Auto oder zu Fuß hätten wir die schönsten Abschnitte nicht gesehen. Vor allem aber wollten wir zum hochgelegenen Moor, denn schon zu Hause hatten wir im Internet fantastische Landschaftsaufnahmen gesehen...
Zwischen Tulloch und Corrour Station lag an der Westseite ein ausgedehnter künstlicher Stausee, optisch uninteressant, wie uns schien. Irgendwo östlich der Bahnlinie entdeckte Jörg eine Ruine mit spitzem Dach. In Rannoch Station hing eine Übersichts-Wanderkarte. Darin eingezeichnet war ein Wanderweg zwischen Rannoch Station und Corrour Station und dieser führte über eine in der Karte eingezeichnete "Old Cottage". "Das muss die Ruine sein", waren wir uns sicher, und so beschlossen wir, diesen Weg zu wandern. Zuvor lockte uns die Neugier in die Gegenrichtung zu einem "Loch", nicht ahnend, dass es uns vor allem Zeit stehen würde. Schließlich waren wir an den Bahnfahrplan gebunden. Immerhin gab es auf dem Weg mehrere kleine Ruinen und Bekassinen. Erst 10:30 Uhr bogen wir in den gekennzeichneten Wanderweg nach Corrour ein, der zunächst als Fahrstraße ausgebaut war. An einer kleinen Fußgängerbrücke führte ein Trampelpfad auf der anderen Seite weiter, unserer Karte nach richtig, aber nicht gekennzeichnet. Warum das rote Auto unweit der Brücke über den Fluss furtete, war eher unverständlich, denn die Insassen stiegen aus, um ihre 4 Hunde auszuführen. Wir nutzten die Gelegenheit, sie nach dem Weg zu fragen. Wenig später hörte ich es gackern und sah: Ein schottisches Moorschneehuhn hob sich vor einem Hund in die Luft und flog ca. 20 m in max. 1,5 m Höhe. So verhalf mir der Hund zu meiner Erstbeobachtung dieser Art. Meine Wunschart hatte ich gesehen, eigentlich hätten wir nun zur Station Rannoch Moor zurückgehen können. Aber da war ja noch die Ruine und der Weg, von dem wir landschaftlich mehr erhofften als auf der Straße zurück. Hätten wir freilich gewusst, was uns erwartet, wären wir umgekehrt. Es regnete, wenn auch zunächst in feinen Tropfen. Bald wurde uns klar, dass wir die Zugabfahrt 15:21 Uhr schaffen müssen, um nicht völlig durchnässt weitere 6 Stunden bis zum nächsten Zug in dieser Abgeschiedenheit verbringen zu müssen. Außer den Insassen des roten Autos begegneten wir keinem Menschen. Da wir glaubten, dass wir die Ruine nach dem (jeweils) nächsten Hügel erreichen würden, liefen wir angestrengt und immer schneller vorwärts. Irgendwann erschien in der Ferne das weiße Haus der Bahnstation, doch wir konnten wegen der Sumpflandschaft nicht in Richtung Ziel laufen, sondern mussten mit einem großen Umweg vorlieb nehmen. Einer Wegmarkierung waren wir nirgends wieder begegnet. Der Autofahrer hatte uns demnach einen nicht markierten Pfad entlang geschickt, aber einen anderen hatten wir auch nicht gesehen
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Als sich endlich die Ruine zeigte (linkes Foto), waren wir maßlos enttäuscht. Es war nicht die vom Zug aus gesehene "mit dem spitzen Dach", sondern "ein Steinhaufen". Jörgs kurze Fotopause und nutzte ich, um im Windschatten der Ruine eine mitgeführte Regenhose überzustreifen. Eiligen Schrittes patschten wir über sumpfige Stellen, die hier zahlreicher waren als anderswo. Die Zeit drängte und ich hoffte auf eines der Autos, welche wir am Loch Ossian parken sahen. Aber dort angekommen war kein Mensch in Sicht und die Entfernung zum Bahnhof betrug immer noch 2 km. Unsere Gelenke waren verdreht und die Knie taten weh. Ich legte an Tempo zu und erreichte den Bahnhof, als gerade der Zug einfuhr und bat den Zugführer zu warten. Doch auch Jörg hatte Flügel bekommen und verkürzte den Weg über eine Absperrung kletternd. So fuhr der Zug sogar pünktlich ab. Wir hatten es geschafft und waren stolz auf unseren starken Willen und die Kondition. Wanderungen hatten sich nun für den Rest der Reise erledigt. Im Mietwagen erkundeten wir die weitere Umgebung und fanden unsere Highlights am Wegesrand. So lud der abgelegene Loch Arkaig zum Baden ein. Obwohl der See sehr flach war, schätzten wir die Wassertemperatur auf maximal 10°C. Wir bestaunten Zeugen des Regen und der hohen Luftfeuchtigkeit. Hinter den völlig bemoosten Steinmauern an der Straße zum Chia-aig-Wasserfall versteckte sich Rhododendron.
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Namenlose Kleinode in skuriler Landschaft zogen uns in ihren Bann. Loch Ness ließen wir im wahrsten Sinne des Wortes links liegen, denn wir fanden das östlich gelegene Hinterland wesentlich reizvoller als das eigentliche Ziel aller Reisebusse.
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Die bescheidene Bildauswahl versucht lediglich einen winzigen Ausschnitt der Fülle an Eindrucken zu vermitteln. Das Warnschild vor Hühnern auf dem Schotterweg fand ich schon bemerkenswert. Leider konnten wir weder Schottische Moorschneehühner noch Alpenschneehühnern entdecken.
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Am Abreisetag zu unserem zweiten Ferienhaus hatten wir es nicht eilig. Auf der schnellsten Route wären wir in reichlich 2 Stunden Fahrzeit da gewesen, aber wozu? Von Invergarrys nahmen wir die Straße nach Kinloch Horn. Sie führt am Loch Garry und River Garry entlang nach Loch Quoich und weiter zu einem Ausläufer des Loch Hourns. Da die Gegend ausgesprochen dünn besiedelt ist und die Straße an einer winzigen Ortschaft zu Ende ist, konnten wir anhalten, wo wir wollten und die Landschaft genießen: Schottische Hochlandrinder, die wir hier seit Reisebeginn erstmals sahen, weideten auf kargen Hängen. Nirgendwo hätten sie besser hingepasst. Prächtig blühender Rhododendron, wohl eingeschleppt und (vielerorts) verwildert, kam hier am Gewässerufer besonders gut zur Geltung. Nebel, Wolken und die durchbrechende Sonne zauberten schaurig-schöne Stimmungen am Wasser. Das war Schottland pur für Naturfreunde, bevor es auf die vielbefahrene A87 ging.
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