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Roybrigde war unsere erste Station. Berge, Flusstäler, Lochs und
Moore zählten zu den wichtigsten Landschaftselementen, Fort William
ist der nächstgelegene größere Ort. Nach dem Dauerregen
am Anreisetag überraschte uns morgens die Sonne zwischen den noch
dunklen Wolken an unserem ersten Ausflugsziel: dem River Lochy mit Kiesbänken
und kleinen Inseln nahe der unscheinbaren Ortschaft Torcastle. Mit dem
Spektiv beobachtete ich 2 besetzte Sturmmöwennester, 1 Brutpaar
Austernfischer und an der Abbruchkante gegenüber eine Uferschwalbenkolonie
mit mehreren Hundert Brutpaaren. Gar nicht schlecht für den Anfang.
Aber auch unser am River Spean gelegenes Ferienhäuschen lockte
mich an den folgenden Tagen schon vor dem Frühstück an den
schmalen Gebirgsfluss. Mit etwas Glück oder Geduld zeigten sich
achtsame Flussuferläufer mit flinken kleinen Küken (ohne Chance
auf ein Foto) und heimliche Gänsesäger.
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Nein,
das war weder unser Ferienhaus noch unser Mietwagen. Dieser Anblick
zeigte sich, als wir den River Roy zunächst am Ostufer hochgefahren
sind (Ortschaft Bohenie). Vielerorts, besonders auch in Friedhöfen,
ging Jörg auf fotografische Motivsuche. Wenn der Landstrich auch
über weite Strecken menschenleer anmutete, so gab es doch fast
überall Spuren der Zivilisation.
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Zu Hause hatten wir noch keine
Touren geplant, aber einmal wollten wir bei Schönwetter durchs
Rannoch Moor wandern. Unsere fußläufige Lage an der Bahnstation
Roybridge war dafür ideal. Am 21. Juni schien 5.30 Uhr die Sonne
und 7:40 Uhr immer noch und so gingen wir zur Bahnstation. Die
Zugfahrt war besonders schön zwischen Roy Bridge und Tulloch, denn
sie führte direkt am River Spean entlang. Gerade an den tief eingeschnitten
Schluchten gab es keinen anderen Weg als die Bahnlinie. Mit Auto oder
zu Fuß hätten wir die schönsten Abschnitte nicht gesehen.
Vor allem aber wollten wir zum hochgelegenen Moor, denn schon zu Hause
hatten wir im Internet fantastische Landschaftsaufnahmen gesehen...
Zwischen Tulloch und Corrour Station lag an der Westseite ein ausgedehnter
künstlicher Stausee, optisch uninteressant, wie uns schien. Irgendwo
östlich der Bahnlinie entdeckte Jörg eine Ruine mit spitzem
Dach. In Rannoch Station hing eine Übersichts-Wanderkarte. Darin
eingezeichnet war ein Wanderweg zwischen Rannoch Station und Corrour
Station und dieser führte über eine in der Karte eingezeichnete
"Old Cottage". "Das muss die Ruine sein", waren
wir uns sicher, und so beschlossen wir, diesen Weg zu wandern. Zuvor
lockte uns die Neugier in die Gegenrichtung zu einem "Loch",
nicht ahnend, dass es uns vor allem Zeit stehen würde. Schließlich
waren wir an den Bahnfahrplan gebunden. Immerhin gab es auf dem Weg
mehrere kleine Ruinen und Bekassinen. Erst 10:30 Uhr bogen wir in den
gekennzeichneten Wanderweg nach Corrour ein, der zunächst als Fahrstraße
ausgebaut war. An einer kleinen Fußgängerbrücke führte
ein Trampelpfad auf der anderen Seite weiter, unserer Karte nach richtig,
aber nicht gekennzeichnet. Warum das rote Auto unweit der Brücke
über den Fluss furtete, war eher unverständlich, denn die
Insassen stiegen aus, um ihre 4 Hunde auszuführen. Wir nutzten
die Gelegenheit, sie nach dem Weg zu fragen. Wenig später hörte
ich es gackern und sah: Ein schottisches Moorschneehuhn hob sich vor
einem Hund in die Luft und flog ca. 20 m in max. 1,5 m Höhe. So
verhalf mir der Hund zu meiner Erstbeobachtung dieser Art. Meine Wunschart
hatte ich gesehen, eigentlich hätten wir nun zur Station Rannoch
Moor zurückgehen können. Aber da war ja noch die Ruine und
der Weg, von dem wir landschaftlich mehr erhofften als auf der Straße
zurück. Hätten wir freilich gewusst, was uns erwartet, wären
wir umgekehrt. Es regnete, wenn auch zunächst in feinen Tropfen.
Bald wurde uns klar, dass wir die Zugabfahrt 15:21 Uhr schaffen müssen,
um nicht völlig durchnässt weitere 6 Stunden bis zum nächsten
Zug in dieser Abgeschiedenheit verbringen zu müssen. Außer
den Insassen des roten Autos begegneten wir keinem Menschen. Da wir
glaubten, dass wir die Ruine nach dem (jeweils) nächsten Hügel
erreichen würden, liefen wir angestrengt und immer schneller vorwärts.
Irgendwann erschien in der Ferne das weiße Haus der Bahnstation,
doch wir konnten wegen der Sumpflandschaft nicht in Richtung Ziel laufen,
sondern mussten mit einem großen Umweg vorlieb nehmen. Einer Wegmarkierung
waren wir nirgends wieder begegnet. Der Autofahrer hatte uns demnach
einen nicht markierten Pfad entlang geschickt, aber einen anderen hatten
wir auch nicht gesehen
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Als
sich endlich die Ruine zeigte (linkes Foto), waren wir maßlos
enttäuscht. Es war nicht die vom Zug aus gesehene "mit dem
spitzen Dach", sondern "ein Steinhaufen". Jörgs
kurze Fotopause und nutzte ich, um im Windschatten der Ruine eine mitgeführte
Regenhose überzustreifen. Eiligen Schrittes patschten wir über
sumpfige Stellen, die hier zahlreicher waren als anderswo. Die Zeit
drängte und ich hoffte auf eines der Autos, welche wir am Loch
Ossian parken sahen. Aber dort angekommen war kein Mensch in Sicht und
die Entfernung zum Bahnhof betrug immer noch 2 km. Unsere Gelenke waren
verdreht und die Knie taten weh. Ich legte an Tempo zu und erreichte
den Bahnhof, als gerade der Zug einfuhr und bat den Zugführer zu
warten. Doch auch Jörg hatte Flügel bekommen und verkürzte
den Weg über eine Absperrung kletternd. So fuhr der Zug sogar pünktlich
ab. Wir hatten es geschafft und waren stolz auf unseren starken Willen
und die Kondition. Wanderungen
hatten sich nun für den Rest der Reise erledigt. Im Mietwagen erkundeten
wir die weitere Umgebung und fanden unsere Highlights am Wegesrand.
So lud der abgelegene Loch Arkaig zum Baden ein. Obwohl der See sehr
flach war, schätzten wir die Wassertemperatur auf maximal 10°C.
Wir bestaunten Zeugen des Regen und der hohen Luftfeuchtigkeit. Hinter
den völlig bemoosten Steinmauern an der Straße zum Chia-aig-Wasserfall
versteckte sich Rhododendron.
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Namenlose
Kleinode in skuriler Landschaft zogen uns in ihren Bann. Loch Ness ließen
wir im wahrsten Sinne des Wortes links liegen, denn wir fanden das östlich
gelegene Hinterland wesentlich reizvoller als das eigentliche Ziel aller
Reisebusse.
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Die
bescheidene Bildauswahl versucht lediglich einen winzigen Ausschnitt
der Fülle an Eindrucken zu vermitteln. Das Warnschild vor Hühnern
auf dem Schotterweg fand ich schon bemerkenswert. Leider konnten wir
weder Schottische Moorschneehühner noch Alpenschneehühnern
entdecken.
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Am
Abreisetag zu unserem zweiten Ferienhaus hatten wir es nicht eilig.
Auf der schnellsten Route wären wir in reichlich 2 Stunden Fahrzeit
da gewesen, aber wozu? Von Invergarrys nahmen wir die Straße nach
Kinloch Horn. Sie führt am Loch Garry und River Garry entlang nach
Loch Quoich und weiter zu einem Ausläufer des Loch Hourns. Da die
Gegend ausgesprochen dünn besiedelt ist und die Straße an
einer winzigen Ortschaft zu Ende ist, konnten wir anhalten, wo wir wollten
und die Landschaft genießen: Schottische Hochlandrinder, die wir
hier seit Reisebeginn erstmals sahen, weideten auf kargen Hängen.
Nirgendwo hätten sie besser hingepasst. Prächtig blühender
Rhododendron, wohl eingeschleppt und (vielerorts) verwildert, kam hier
am Gewässerufer besonders gut zur Geltung. Nebel, Wolken und die
durchbrechende Sonne zauberten schaurig-schöne Stimmungen am Wasser.
Das war Schottland pur für Naturfreunde, bevor es auf die vielbefahrene
A87 ging.
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