Unsere zweite Schottlandwoche verbrachten wir auf der
Insel Skye. Vogelliebhabern sei die Website http://www.skye-birds.com/
wärmstens empfohlen. Da die Insel Skye recht groß ist, recherchierte
ich im Vorfeld unserer Reise, wo man mit welchen Vogelarten rechnen
könne. Die vom Webmaster annoncierte Ferienwohnung auf dem eigenen
Grundstück kam mir sehr gelegen, zumal wir gleichzeitig eine Unterkunft
suchten. Rasch stellte sich heraus, dass Bob McMillan nicht nur als
Webmaster sondern vor allem ornithologisch aktiv ist. Die als Buch herausgegebene
regionale Avifauna "Skye Birds" schickte er uns postwendend.
|
|
|
|
|
Als
wir kamen, arbeitete Bob McMillan gerade an einem Forschungsprojekt
über Kornweihen. Ich durfte ihn zu 4 von 11 Nestern begleiten,
um Akkus der Datenlogger auszutauschen. Dadurch hatte ich die einmalige
Gelegenheit, nestjunge Kornweihen verschiedenen Alters zu sehen. Während
Jörg sich das berühmte Eilean Donan Castle anschaute, war
ich mit Bob den ganzen Tag unterwegs in völlig unspektakulären
Landschaften, zuweilen dicht aufgeforstet in Monokultur. Allein die
Tatsache, dass Bob in riesigen immergleichen Landschaften überhaupt
Nester am Boden gefunden hat, welche nur durch Markierstäbe wiederzufinden
sind, ist bemerkenswert. Natürlich setzte jede einzelne Fundstelle
eine aufwändige vorangegangene Beobachtung voraus.
|
|
|
|
|
Frühmorgens kam es vor,
dass schmucke Rothirsche direkt vor unserem Ferienhaus weideten. Nicht
verwunderlich, wohnten wir doch sehr abgeschieden. Von Broadford aus
geht es auf einer einsamen Straße zunächst durch Hügelland
mit einzelnen Bäumen, dann am Nordrand des Loch Stapin vorbei durch
wenige winzige Ortschaften bis nach Elgol, dem letzten Ort vor dem Meer.
Fast jeden Tag fuhren wir diese Straße entlang, dabei präsentierte
sich Loch Stapin immer ein wenig anders, denn es ist tidebeeinflusst.
Einmal sahen wir hier eine Mantelmöwe an einem Schafkadaver fressen.
Auf dem Rückweg lag der Kadaver als weiße Insel im noch ansteigenden
Wasser.
|
|
|
|
|
Elgol ist vor allem als Startpunkt
für Bootsausflüge bekannt, die bei schönem Wetter im
Sommer täglich stattfinden. Angeboten werden spezielle Fahrten
zur Seehund- oder Delphinbeobachtung sowie ein Ausflug mit Landgang
zum Loch Coruisk am Fuße der Cuillin Hills. Auf letztere machte
uns ein Aquarell in unserer Ferienwohnung (linkes Bild) neugierig. Auf
Empfehlung unseres Gastgebers buchten wir beim örtlichen Anbieter
http://mistyisleboattrips.co.uk/ die Hin- und Rücktour mit 1,5
h-Landgang. Die Konkurrenz Calum´s Seal- und Delphin Trips hat
mit täglich mehreren Fahrten mittlerweile die Nase vorn, ist vermutlich
aber auch ein Störfaktor für die Tiere. Bei unserer Bootsfahrt
gingen wir auch nicht leer aus, streiften eine Krähenscharbenkolonie,
sahen einige Basstölpel und die üblichen Mantel-, Silber-
und Sturmmöwen, Flussuferläufer und Austernfischer. Schon
auf der Hinfahrt, besonders aber auf der Rückfahrt gehörte
die Vorbeifahrt an der Seehundkolonie zu den aufregendsten Momenten.
|
|
|
|
|
An
Land liefen wir zum legendären Loch Coruisk, freilich konnte das
Licht nicht mit dem vom oben gezeigten Gemälde konkurrieren, weshalb
wir an dieser Stelle auf ein Foto verzichten. Für uns war der Weg
das Ziel und das linke Foto zeigt den Weg zum See. Durch das weite Tal
rief ein Kuckuck. Gern wären wir länger an Land geblieben
und der Blick zur Uhr war unser ständiger Begleiter. Die Rückfahrt
übertraf unsere Erwartungen bei weitem. Auf mehreren Schären
bzw. Inseln lagen verschieden starke Gruppen, teilweise mit Jungen.
Die Gesamtzahl der für uns sichtbaren Elterntiere lag nach Auszählung
einer Gruppe und sehr grober Hochrechnung um die 200 Individuen.
|
|
|
|
|
Am
nächsten Tag nahmen wir die kleine Sommer-Autofähre von Kylerhea
aufs schottische Festland. Auch hier sahen wir einige Robben und Krähenscharben,
jedoch weitaus weniger als auf der Bootsfahrt zum Loch Coruisk. Unser
Hauptziel waren 2000 Jahre alte gut erhaltene "Brochs" im
reizvollen Flusstal des Glenmore Rivers. Der Name "Broch"
steht für Wohn- oder Wohnburgtürme mit zehn bis fünfzehn
Metern im Durchmesser auf kreisrundem Grundriss und bis fünfzehn
Metern Höhe. Über 500 solcher Bauten sollen in Schottland
gefunden worden sein. Burgen und Burgruinen durften bei unserer Tourenplanung
nicht fehlen. So bot es sich an, das berühmte Eilean Donan Castle
(3. Bild von links), welches Jörg anstelle der Kornweihennester
besucht hatte, nochmals aufzusuchen. Die Weitläufigkeit der Landschaft
ermöglicht generell eine gute Verbindung von historischen Sehenswürdigkeiten
und Vogelbeobachtungen.
|
|
|
|
|
So sind die gut getarnten Strandpieper (linkes Bild) am Eilean Donan
Castle recht nahe zu sehen. Jörg erkundete zwischenzeitlich das
abseits der Route gelegenen Strom Castle (2. Bild).
Auch das im äußersten Norden der Insel gelegene Duntulm
Castle (3. Bild) hatten wir in einer großen Inselrundfahrt bereits
gestreift. Den Neist Point (ohne Foto), den westlichsten Punkt der
Insel auf einem Felsen mit Leuchtturm, erwanderten wir vor allem wegen
der zu erwartenden Hochseevögel. Zwar sahen wir einige wenige
Basstölpel, Eissturmvögel, Trottellummen, Tordalke, Gryllteisten,
Skuas und eine Sturmschwalbe, unsere zu hohen Erwartungen wurden jedoch
nicht erfüllt. Als wir auf der Rückfahrt den kurzen Abstecher
nach Dunvegan nahmen, war das Castle einschließlich der Außenanlagen
verschlossen. Um 17 Uhr war herrliches Fotolicht, wir hatten jedoch
nicht bedacht, dass bei dem berühmten Castle Eintritt verlangt
wird. Zu den Öffnungszeiten des Dunvegan Castles werden auch
Bootstouren angeboten. Zum Glück fanden wir noch eine Stelle
mit Ausblick zum Loch Dunvegan. Mit dem Spektiv zählte ich 48
Robben, darunter 2 Babys, 1 Eiderente mit nur 1 Jungen und 1 unbestimmte
Seeschwalbe, welche die Engländer auch Comic tern nennen, abgeleitet
von Common tern (Flussseeschwalbe) und Arctic tern (Küstenseeschwalbe).
|
|
|
|
|
Ein
zentral gelegener Urlaubsort auf der Insel Skye ist Portree (linkes
Bild), als Ausgangspunkt zur Erkundung der gesamten Insel ist er sicherlich
unübertroffen. Unweit von Portree im Norden kann man die Felsnadel
Old Mann of Storr (2. Bild) mit tollen Blicken auf Meer und Landschaft
erwandern. Das Licht war nicht optimal und auch aus Zeitgründen
musste uns eine flüchtige Aufnahme von der Fahrstraße reichen.
Anders als anderswo gab es am Straßenrand jede Menge Touristen,
darunter viele Japaner, die jeden Standort nutzten, sich gegenseitig
zu fotografieren. Wir waren beinahe erleichtert, wieder in die gewohnten
einsamen Gegenden zu kommen und uns an zahlreichen kleinen Schönheiten
zu erfreuen, die den Charakter der Landschaft ausmachen. In der dritten
und letzten Woche sollten wir noch eine Steigerung erfahren und erlebten
grandiose Landschaften in der Abgeschiedenheit.
|