Norwegen-Streiflichter 19.7.-2.8.2002

Teil 4: Dovrefjell

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Was wird uns der Aufstieg bringen? Moschustiere, hofft wohl jeder, der den Dovrefjell-NP betritt.
Wir hörten Pferdegetrappel. Aus der Ferne naht ein Pferd. Sind wir hier falsch?
Eine Herde freilaufender Pferde galoppiere in weitem Bogen - direkt uns vor die Füße.
Ayla wäre aufgestiegen und ausgeritten, um in der weitläufigen Gegend die Moschustiere zu finden.
Die freilaufenden Pferde sind nicht wirklich ausgewildert sondern in Privatbesitz. In Abstimmung mit der Nationalparkverwaltung nutzen sie die hiesigen ausgedehnten Weidegründe.
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Es gibt mehrere Wanderrouten, und wir wählten eine tiefgelegene mit recht viel Wasser.
Auf einem entfernten Schneefeld hob sich eine Gruppe Rentiere deutlich vom Hintergrund ab.
Unterwegs windet sich der Fluss, der sein Bett entsprechend den Naturkräften verändert.
Nach einer weiteren halben Stunde präsentierte sich das Schneefeld so wie auf dem Bild.
Die Rentiere würden den ganzen Tag in der Kühlung bleiben. "Da ist ein Moschustier!", rief Hans. Es war als schwarzer Punkt oberhalb eines Schneefeldes zu sehen. Bei solchen Entfernungen braucht man vor allem ein geübtes Auge, um dann ein gutes Fernglas oder Spektiv zielgenau einsetzen zu können. Wir kamen zur Überzeugung, noch eine lange Wanderung vor uns zu haben. Deshalb machen wir erst einmal eine ausgiebige Rast. Längere Pausen hinterließen bleibende Eindrücke. Die Haltepunkte in der Landschaft waren fest mit ihrer Umgebung verankert, sie hatten eine Vorgeschichte, den Augenblicksbezug und einen kräftigen Nachhall.
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Ich nutzte die Pause, um Gewässerstrukturen zu verinnerlichen und den Flussuferläufer aufzuspüren.
Wir wanderten weiter am Fluss entlang, der mit einer Fülle interessanter Strukturen aufwartet.
So schafft der Fluss immer neue Rohbödenstandorte und Lebensraum für Spezialisten.
Im Hintergrund sieht man Snohetta, diesen Gletscher würden wir am letzten Tag besuchen.
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Wir kamen an ein Seitental, welches wir hinaufstiegen und trauten unseren Augen kaum, als wir den See vor und liegen sahen.
Welch eine Überraschung: So viele Moschustiere am kargen steinigen Seeufer! Und wir mussten aufpassen, nicht mit dem Geröll hinabzugleiten.
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Mit festem Boden unter den Füßen beobachteten und fotografierten wir die Tiere ausgiebig. Ich freute mich die ganze Zeit über, dass wir sie nicht "irgendwo" aufgespürt hatten sondern gerade hier in dieser Perle des Dovrefjell-Nationalparks. Was konnte wirklichkeitsfremder sein als das Großwild in dieser rauhen Seenlandschaft, meine ursprünglichen Erwartungen wurden weit übertroffen und ich schwelgte im Glück.
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Es beeindruckten sowohl die kleinräumigen als auch die großräumigen Strukturen, und nur der Blick auf die Uhr galt als Rechtfertigung für den Rückweg, den wir auf halber Höhe fern vom Wasser abkürzten und nach dem seltenen Mornellregenpfeifer Ausschau hielten, der hier seinen Optimallebensraum vorfindet.
 
In einer schneegefüllten Senke jenseits des anderen Flussufers sahen wir, wie schon auf dem Hinweg, nochmals 10 Moschustiere, die nichts anderes taten als die Kühle zu genießen.
Glücklich und zugleich etwas wehleidig schaute ich auf die Landschaft zurück, die ich nun verlassen musste.

Wir hatten 37 Moschustiere und 25 Rentiere gesehen. Der fehlende Mornellregenpfeifer konnte meinen Glückszustand nicht mindern, zumal wir die Art 1996 gesehen hatten, als wir eine ganz andere Tour mit Hans durch den Dovrefjell-Nationalpark gelaufen sind. Damals wanderten wir abseits des Wassers, ohne von den Seen Kenntnis erlangt zu haben, während die heutige Tour zu großen Teilen entlang der Wasserläufe verlief. Beide Male hinterließ die Landschaft einen sehr kargen Eindruck, aber diesmal genoss ich das Wasser als prägendes und belebendes Element. Und falls ich mal wieder herkomme, würde ich am Flussufer entlanglaufen, es wäre nur noch zu entscheiden, an welchem Ufer, denn es gibt nur eine Brücke, und die ist ziemlich weit vorn. Es war eine kluge Entscheidung von Hans, nicht dem ersten Moschustier hinterherzulaufen, also nicht auf die Seite mit den Schneefeldern zu gehen, aber dazu gehört sehr viel Erfahrung.

Vogelbeobachtungen waren angesichts der Nahrungsknappheit nicht zahlreich, Goldregenpfeifer, Flussuferläufer und Wasseramsel zeigten sich in wenigen Individuen, und erwartungsgemäß belebten auch einige Wiesenpieper und Blaukehlchen an geeigneten Stellen die überwiegend steinige Gebirgslandschaft.


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