Norwegen-Streiflichter 19.7.-2.8.2002

Teil 6: Slettahut

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Der Kuckuck flog lautlos in ein Gebüsch. Um ihn einzuholen, liefen Anja und ich schneller entlang des Weges. Da tauchten plötzlich 3 "Pferde" vor uns auf, sie waren aus dem Nichts gekommen und galoppierten direkt auf uns zu. Ich rief Anja zu "Pferde". Wir kannten das schon aus Dovrefjell und wunderten uns nicht. Das vorderste war dunkelbraun mit weißer Stirn. Es folgten ein graues und ein mittelbraunes "Fohlen". Hans rief hinter uns "Elch". In der Ferne suchte ich nach einem Elch, ohne die Pferde weiter zu beachten. Zu spät zum Fotografieren dämmerte es: Die Pferde waren Elche - eine Elchkuh mit ihrem diesjährigen mittelbraunem und ihrem vorjährigen grauen Kalb. Blöder Kuckuck! An anderer Stelle macht ein Hermelin "Männchen", weithin leuchtet sein breiter weißer Latz. Der braune Oberkopf war nur im Fernglas zu erkennen. Als wir uns näherten, flog erschrocken ein Moorschneehuhn auf. Wer denkt da nicht an Moorhühner abschießen?

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Es begann mit einem Aufstieg. Die Bäume wurden weniger und fielen nun erst recht auf.
Erstaunt erblickten wir hier oben eine Anglerhütte, es sollte nicht die letzte sein.
Denn immer mehr Wasser tat sich vor uns auf. So hatte ich mir die Höhe nicht vorgestellt.
Die Gegend wurde immer malerischer, neidvoll schaute ich auf die kleinen Holzhütten.
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Das Hochplateau ist voller Seen, welch eine Überraschung!
Die klaren, kalten Seen in der Bergtundra sind eiszeitliche Relikte und ein ideales Brutrevier des Prachttauchers.
Im Weidengesträuch suche ich nach Blaukehlchen.
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Es gibt sie auch, überwiegend Jungvögel.
Noch ein Blick zurück, bevor wir nach Slettahut wieder ein Stück bergab gehen.
Unser Ziel ist erreicht: Slettahut - eine kleine Wohnhütte und ein Geräteschuppen.
Hans steht vor dem Geräteschuppen und erläutert, wie Flechten gesammelt werden.
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Von wegen Moorhühner - auch die Jagd dürfte schwierig sein, denn sie sind unsichtbar, solange man nicht beinahe auf sie tritt. Dieses Weibchen hat der Schreck von ihren 4 Jungen getrennt, die in die entgegengesetzte Richtung auseinandergestiebt sind. Nach dem Auffliegen ist es alsbald wieder in der Deckung verschwunden.
Auch Anja macht Jagd auf Moorhühner (die korrekter Moorschneehühner heißen), hier begnügt sie sich mit der Jagd auf Fotomotive.
Zum Abschluss unserer geführten Wanderung zeigt uns Hans Moltebeeren aus der Nähe, deren Erntesaison gerade gekommen ist.
Hier wachsen nur wenige, aber weiter unten in den großen Sümpfen pflückt sie Hans mit Gummistiefeln am Wochenende eimerweise, was allerdings sehr mühsam ist. Die frischen Beeren kommen in allen Variationen auf den Tisch, der säuerliche Geschmack kommt z. B. in Kompott und Marmelade gut zur Geltung. Während Hans in den großen Sümpfen mit Gummistiefeln eimerweise Moltebeeren pflückt, wandern Anja und ich noch einmal nach Slettahut. Schön ist es hier, und die Zeit war zu kurz, denn wir wollten in den einladend klaren Seen baden, Tiere - vielleicht Elche - beobachten und die herrliche Weitläufigkeit der Bergtundra genießen. Wir hatten Glück, denn Anne, Hans´ Frau, war so lieb und ersparte uns den Aufstieg, indem sie uns an geeigneter Stelle auf der Mautstraße nach Einunndalen absetzte. Von hier aus wanderten wir nach der Karte zunächst über das Hochplateau mit den großen Seen nach Slettahut und von dort aus einen reizvollen Weg über Kvita zurück nach Sletten.

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Die aufgeregt kreischende Sturmmöwe, die sogar Angriffe gegen uns fliegt, verkündet uns beim zweiten Besuch, dass Slettahut nicht mehr weit ist. Es ist ihr Brutrevier.
 
Welch ein treffliches Quartier in Slettahut! Vielleicht das nächste Mal?
Mit einem Eintrag in´s Gästebuch möchte ich Hans überraschen.
Eine Übernachtungen in Slettahut wäre unkompliziert. Haltbare Lebensmittel stehen für den "Notfall" bereit. Eine praktische Kochgelegenheit ist vorhanden. Der Sonnenaufgang und -untergang über dem weiten Himmel muss wunderschön sein. Und vielleicht sieht man in der Dämmerung die Elche hier vorbeiziehen. Dort, wo es keine Wege gibt, höchstens schmale Trampelpfade, die trockene Flechten anreißen oder von Bülte zu Bülte durch den Sumpf führen, erlebt man die Landschaft sehr intensiv, wenn man weite Strecken zu Fuß zurücklegt. Bestimmt werde ich mal davon träumen.


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