Ecuador 19.10.-13.11.2015

 
Teil 4: Amazonasbecken-Expedition im peruanischen Güeppi Reservat (30.10.-01.11.)

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Unser Expeditionsziel - der länderübergreifende Nationalpark Güeppi - ist ein vom WWF geplantes Schutzgebiet. Alle diesbezüglichen Informationen holte ich mir von der jedermann zugänglichen WWF-Website. Das klangvolle Motto unserer Reise "WWF Naturschutz aktiv erleben" wurde leider nicht eingelöst.
WWF-Karte
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Wir verließen Ecuador, indem unser Reiseleiter Carlos dem Grenzposten eine Liste der im Boot befindlichen Personen übergab. Nach wenigen Minuten durften wir auf ein Zeichen hin weiterfahren. Unser Boot schwenkte in einen Flußarm ein und legte überraschend nach kaum 100 Metern an einer Rangerstation an, wo wir uns für zwei Nächte in Zelten einrichteten. Die Ranger (oder welche Personen das auch immer waren) beschäftigten sich mit Schildkröteneiern und verschwanden kurz nachdem wir ankamen. Tatsache ist, dass Schildkröteneier in großen Mengen für den Verzehr gesammelt und daher Maßnahmen zur Reproduktion dringend erforderlich sind. Der WWF unterstützt diese Aktion und hat sie vermutlich auch initiiert. Unsere Zelte schlugen wir in der Rangerstation auf, die sich auf peruanischer Seite sehr nahe dem Grenzposten befindet. Wie schon am vorigen Standort war auch hier der Versuch, Wäsche zu trocknen, wichtiger Bestandteil unseres Tagesgeschäftes.Am ersten Abend gelang es uns, im Fluss zu baden und vor allem aus dem schlammigen Untergrund wieder herauszukommen. Doch am nächsten Morgen und fortan mussten wir auf das Bad verzichten und arrangierten uns mit unseren Körperdüften, denn der zum Baden als Ein- und Ausstieg benutzte Einbaum lag nun einige Meter weiter weg. Waren wir nicht willkommen?

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Im Programm stand, dass uns Nationalpark-Ranger "bei einem Pirschgang von ihrer Arbeit im WWF-Projekt erzählen". Doch keiner fühlte sich für uns zuständig. Auf den Pirschgang wollten wir natürlich nicht verzichten und so überzeugte unser Reiseleiter Carlos eine Person aus unserer Crew, die Führung zu übernehmen. Mit der Machete schnitzte er uns zuerst Wanderstöcke, welche sich nachfolgend als unentbehrlich erwiesen. Wir sahen über und über mit Lianen behangene Bäume und eine Wanderpalme, welche so heißt, weil sie ihrerseits in der Lage ist, sehr langsam ihren Standort zu wechseln. Weit kamen wir nicht, denn wir stießen nicht nur auf Morast sondern auf verschiedene Wasserläufe, die es zu überqueren galt. Gummistiefel allein hätten zu wenig Halt gegeben. 

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Vom Kreislauf der Nährstoffe  zeugten umgefallene Bäume und darauf wachsende Baumpilze. Der viele Regen hatte den Boden aufgeweicht und den Zugang zum Wald und durch denselben erschwert. Das ist normal und gerade deshalb hätte ein ortskundiger Führer helfen können, einen Pfad zu finden. Schade, sehr schade, denn der Wald hatte Potenzial und blieb dennoch für uns so gut wie unentdeckt. Vielleicht gab es einen völlig anderen Zugang in den Wald als denjenigen, welchen wir mit einer Grabenüberquerung begannen? Vielleicht hätte man am Grenzposten bessere Chancen gehabt, tiefer in den Wald zu kommen?  Zum Glück stand am Folgetag im Rahmen einer Bootsfahrt mit der Chance auf rosa Flussdefine eine weitere Regenwaldwanderung im Programm, welche ich hier nach dem Blick auf Delfine gleich anschließen will, obwohl eine längere Bootsfahrt dazwischen lag. Albert Stehli hatte Fotoglück und ich freue mich, seine Delfin-Ergebnisse hier präsentieren zu dürfen. Wer mehr über die Amazonas-Flussdelfine wissen und deren rosa Farbe genießen möchte, gelangt hier zum pdf-Download eines Steckbriefes aus dem WWF Artenlexikon.
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Bei der Regenwaldwanderung im Rahmen der Bootsfahrt (mit den Flussdefinen) war es etwas unpraktisch, ständig einer Plane zu laufen, wenn man ohnehin keine Chance hatte, trocken zu bleiben. Man konnte sich aussuchen, ob man lieber vom Regen oder vom Schwitzen nass werden wollte. Den Regenwald erlebten wir im wahrsten Sinne des Wortes. Als ob die Wassermassen noch nicht genug wären, brach ohne Vorankündigung dicht neben uns ein richtiges tropisches Gewitter aus. Das war ein prägendes Erlebnis, zu dem es natürlich kein Foto gibt. Zwar sahen wir im Wald keine Tiere, aber das Ambiente war beeindruckend, wozu auch die Feuchtigkeit gehörte. Wenn es nicht gerade regnete, waren die Chancen gut, Tiere vom Wasser aus zu beobachten. Viel länger als zu Fuß im Regenwald waren wir mit dem Motorboot auf dem Fluss unterwegs. Leider bekamen wir zu keinem Zeitpunkt eine Orientierungskarte zu sehen, auch gab es keine Ortsnamen, die man irgendwann zu Hause hätte nachschlagen können. Die GPS-Funktion meiner kleinen Kamera hatte ich wegen des Stromverbrauchs ausgeschaltet. Zwei Spiegelreflexkameras von Jörg hatten wegen Problemen mit der immerwährenden Luftfeuchtigkeit ihre Dienste gekündigt. Da musste man hüten, was noch funktionierte. Irgendwann am Ende dieser Reise wollten wir ja auch noch nach Galapagos - kaum vorstellbar im Reiseabschnitt, auf dem wir uns gerade befanden.  

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Ein Farbrausch in Blau-Gelb mit VIEL Gelb im geöffneten Unterflügel: Ein echter Wahnsinn waren fliegende Gelbbrust-Aras bzw. Araraunas [Ara ararauna] . Hellrote Aras [Ara macao], auch Arakanga genannt, sahen wir zwar mehrfach fliegen, aber diese waren nur im Fernglas als solche zu erkennen.  
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Kopfunter ließ sich ein Weißbrusttukan [Ramphastos tucanus] herunterfallen. Die Hochformate daneben zeigen neugierige Totenkopfäffchen [Saimiri sciureus]. Die kleinen Affen versteckten sich meist hinter Blattwerk, daher habe ich hier ein Foto vom Hotelgarten in Coca hineingeschmuggelt (oder soll ich das verschweigen?). Auf demselben Baum saß fast die ganze Zeit über ein weiblicher Jungferntrogon [Trogon collaris] und ließ sich von allen fotografieren.
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Nach diesen und weiteren Naturerlebnissen meldete sich der leere Magen. Vor uns lag das anvisierte Dorf und wir legten an. Unsere Crew packte selbst gekochtes kalt gewordenes Essen aus und verteilte es auf Plastikteller. Schade, ein "Mittagessen zu Gast bei Secoya Indianern" hatte ich mir anders vorgestellt und es hätte wohl auch anders sein können. Wir erlebten die indigenen Bewohner durchaus als aufgeschlossen, obgleich nur wenige erwachsene Personen zu sehen waren.
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Wir durften fotografieren und uns ein wenig umsehen. Besonderen Spaß hatten die Kinder. Kleinere Andenken wurden verkauft. Schnell verging die Zeit bis zur Verabschiedung.  Auf der Rückfahrt im Motorkanu hätten wir laut Programm eigentlich die lokale Vogelwelt entlang des Lagarto Cocha Flusses erkunden dürfen. Leider regnete es fast die gesamte Zeit über, weshalb auch die Benutzung des Fernglases kaum möglich war. Durch die feuchte Brille sah ich immerhin einen Fischadler mit Beute und zählte insgesamt 12 Rotbrustfischer [Megaceryle torquata], die mit 40 cm Länge größte Eisvogelart in Ecuador, hier leider ohne Foto. Weitaus weniger häufig begegnete uns der auf dem rechten Bild abgebildete 30 cm große Amazonasfischer [Chloroceryle amazona] und der noch kleinere Grünfischer [Chloroceryle americana], welcher mit 22 cm aber immer noch größer ist als unser einheimischer Eisvogel. Am Fluss neben unserer Unterkunft kamen alle drei Arten vor. Nach dem Abendessen in unserer Rangerstation stand noch eine Nachtwanderung auf dem Programm. Aber wohin hätten wir im Dunkeln gehen können, wenn wir schon im Hellen mit viel Aufwand nur wenige Meter vorangekommen sind?
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Bronzekiebitze [Vanellus chilensis] stellten sich abends und morgens zur Nahrungssuche direkt im Camp ein, um auf der Feuchtwiese nach Insekten zu spähen. Unweit davon war auch hier die schon gut bekannte Gelbbürzelkassike [Cacicus cela] an kunstvollen Oropendola-Nestern aktiv. Doch das für mich beste kam zum Schluss: Ein noch nicht ausgefärbter Marmorreiher [Tigrisoma lineatum] im perfekten Tarnkleid überraschte mich in der Morgendämmerung am Abreisetag auf dem Pfad zur Grenzkontrolle. Dieser "Tigerreiher" komplettierte perfekt die Beobachtung meiner Wunschvogelart. In aller Eindrücklichkeit hatte ich Altvögel, ein völlig unerwartetes Nestjunges und nun auch einen Artgenossen im Jugendkleid gesehen. Er stand auf dem schmalen Pfad zur Grenzkontrollstation und verließ sich auf seine Tarnung, während ich mich ihm vorsichtig näherte und er seinerseits mit sehr langsamen Bewegungen vorwärts lief, ohne den Pfad zu verlassen. Kurzzeitig nahm er auch die sogenannte Pfahlstellung ein, die unsere (europäische) Rohrdommeln im Schilf praktisch unsichtbar machen. Plötzlich lief eine Person vom Grenzposten auf uns zu. Da der Vogel nun von beiden Seiten des Weges eingekesselt war und er nicht seitlich ins nasse Gras wollte, blieb als letztes Mittel die Flucht auf den Baum.

Nach zwei Nächten in der Rangerstation ging es nach dem Frühstück per Motorkanu wieder zurück nach Ecuador, wo wir in das Alltagsleben einer lokalen Kichwa-Gemeinde am Rio Aquarico eintauchen wollten (siehe Teil 5).

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