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Den fünften Tag unserer 6-Tage-Expedition im Amazonasgebiet verbrachten wir wie schon die ersten beiden Tage im Raum Zancuda Cocha (siehe Karte im Teil 3). Diesmal standen die indigenen Bewohner und ihre Lebensweise im Vordergrund. Einige Mitglieder unserer Crew waren hier zu Hause und wurden von ihren Kindern schon sehnsüchtig erwartet, so z. B. Selina, die Tochter unseres Kapitäns. Es gab auch ein Wiedersehen mit Alfredo, der uns am 28.10. in Coco unseren Expeditions-Ablaufplan erklärt hatte. Dabei erzählte er vor allem von seiner Kommune, die wir hier gerade besuchten und von der Stiftung, mit der die Kommune seit 2010 zusammenarbeitet. So wussten wir von ihm bereits, dass die Stiftung Zertifikate für Kakao vergibt, jedoch seien in Zancuda Cocha die Voraussetzungen hierfür noch nicht erfüllt. Auf meine Frage zum WWF wusste Alfredo keine Antwort. Meine Interpretation ist, dass der WWF die Stiftung und/oder die Kommune als Ganzes unterstützt in ihrem Bestreben, das Kakao-Zertifikat zu erwerben. |
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Unsere Zelte wurden direkt neben dem überdachten Sportplatz im Zentrum des Dorfes aufgeschlagen. 40 Erwachsene und 35 Schulkinder im Alter zwischen 5 und 12 Jahren sind im Dorf registriert. |
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Beim Besuch einer Chacra (indigener Garten) erfuhren wir, wie im Regenwald Selbstversorgung betrieben wird. Selina, die Tochter unseres Kapitäns, ist in dieser Chacra zu Hause. Viermal jährlich ist hier mit Überschwemmungen zu rechnen. Der Kakaoanbau findet zwischen Januar und Mai statt. In den anderen Monaten werden Manjok, Reis und Zuckerrohr angebaut, jedoch nicht auf den Kakao-Anbauflächen. Alfredo´s ausführungen in Coca hatte ich in wörtlicher Übersetzung wie folgt mitgeschrieben: "Leider sind wir im Nationalpark, daher darf jede Familie nur 5 Hektar Land bebauen, die meisten haben aber nur 2 Hektar." |
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Der vormalige Urwald war in der Chacra teilweise noch gut zu erkennen, nicht nur vermoderte Baumstämme auf dem Boden waren Zeugen. Auch die Wanderpalme mit ihren typischen "Beinen" erinnerte an Zeiten vor der gärtnerischen Nutzung. Das gefiel mir außerordentlich gut. Wer brachte die Frucht, die wir alle gekostet haben und wie heißt diese?
Die Dorfbewohner begegneten uns freundlich. Zum Abendbrot gab es ein traditionelles Kichwa-Gericht: am Spieß gegrillte Maden der Chontacuro. Die Maden schmeckten durchaus lecker, wobei ich die fettigen Eiweißhappen gern mit etwas Neutralem zum Sattwerden kombiniert hätte. Die angebotenen Palmherzen erfüllten diesen Zweck nur teilweise. An ein weißes fast wie Milch aussehendes Getränk aus vorgekauten Blättern trauten wir uns allesamt nicht heran und orderten Bier, welches es hier in Flaschen gab. Nach dem Essen kam doch tatsächlich noch ein Vertreter im WWF-Shirt, womit ich schon gar nicht mehr gerechnet hatte. Unser Reiseleiter Carlos übersetzte die spanischen Ausführungen des WWF-Vertreters ins Deutsche. Wegen dem Krach des Generators habe ich fast nichts verstanden und konnte aus demselben Grund auch keine Fragen stellen. Schade, denn zwischen 18 und 19 Uhr saßen wir wie bestellt und nicht abgeholt schon im Speisesaal und harrten der Dinge, die seitens der Verantwortlichen noch zu erledigen waren. Grund war der fehlende Strom, obwohl ein Oberleitungssystem und ein Transformator äußerlich den Eindruck machte, als ob es funktionieren könnte. Mittels Generator und Drähten wurde eine provisorische Beleuchtung installiert. Und genau dieser Hintergrundlärm war es dann auch, welcher den WWF-Vortrag zunichte machte. Ursprünglich sollte am 26.10. in Quito eine WWF-Einführung gegeben werden. Diese wurde dann auf den 28.10. in Coca verschoben, doch unser Referent Alfredo wusste ja nichts vom WWF-Projekt, welches "hautnah erleben" wollten. Nun saß hier eine Person, dessen T-Shirt die Zugehörigkeit zum WWF demonstrierte und ich habe nichts verstanden außer der Tatsache, dass die Bevölkerungszahl der Kommune seit Beginn des sanften Tourismus vor 6 Jahren angewachsen ist. Das war alles aber auch wirklich alles, aber das lag wohl an mir, denn andere haben Fragen gestellt. |
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Am vorgerückten Abend gab es uns zu Ehren eine Darbietung auf dem Sportplatz.
Gezeigt wurden die Zubereitung von Lebensmitteln und indigene Tänze. Das ganze Dorf nahm daran Anteil. Am folgenden Morgen um 7 Uhr hatten wir gefrühstückt und gepackt und nahmen sogleich Abschied vom Dorf. Die Zeit reichte nicht einmal ansatzweise, um Vögel zu beobachten oder zu bestimmen. So gab es unbestimmte Papageien aller Größen, kleine und mittelgroße Amazonen, (langschwänzige) Sittiche und sogar Ara-Silhouetten in der Luft, von denen ich nicht weiß, ob es rot-grüne oder blau-gelbe waren. Nirgendwo sonst hatte ich so viele verschiedene Papageien bemerkt wie hier! Nun lag wieder ein langer Wasserweg vor uns und ich war gespannt auf Überraschungen. Bei unserer gestrigen Flussfahrt zwischen dem Güeppi-Reservat und Zancudo Cocha hatte es unverhofft noch einen ornithologischen Leckerbissen gegeben - den Schlafplatz der Staffelschwanz-Nachtschwalbe [Hydropsalis climacocerca] in einem großen Stapel Treibholz! Natürlich kam das nur für uns überraschend und nicht unseren den einheimischen Kapitän, der die Stelle kannte. Aber er hat sie uns gezeigt zu unserer aller Freude. |
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Alle nun folgenden Bilder sind im Andenhochland entstanden, wo es praktisch überall Begegnungen mit indigenen Menschen und Kulturen geben kann. Da ist bei weitem nicht nur das vielbesuchte Otavalo zu nennen, welches wir zu Beginn der Gruppenreise ansteuerten. Das war noch vor unserer Regenwaldexpedition. Hier interessierte mich vor allem der Tiermarkt. |
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Anschließend wurden wir auf einheimische Familien der Gegend aufgeteilt. Den Namen des Dorfes kenne ich leider nicht, aber von der Dachterasse unserer Unterkunft konnte ich einige typische Aufnahmen machen. |
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Das Frühstück nahmen wir im Kreise der Familie ein. Wer spanisch sprach, konnte mit etwas Glück gute Kontakte zur Familie aufbauen. Ein Abendessen im Kreise der Familien gab es entgegen dem ausgewiesenen Programmpunkt jedoch nicht. Vielmehr versammelten wir ins einer Halle, die zeitweise für Dorffeste verwendet wird und sonst leer steht. Dort warteten wir auf die Zubereitung eines Meerschweinchens, welches später in schmalen Streifen auf die Teller verteilt wurden. Alternativ gab es Hühnchen oder vegetarisches Essen. Das rechte Bild zeigt eine Marktszene in Otavalo. Ob man Otavalo gesehen haben muss, ist eine Frage der eigenen Prioritäten. Mir persönlich hätte eine langsamere Tour von Coca nach Guayaquil vermutlich mehr gegeben. Hier sind wir weitgehend ohne Stopps durch großräumige indigen bevölkertes Gebiete gefahren. |
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Unser Reiseleiter Carlos Diaz ermöglichte uns überraschend vielseitige Einblicke in das Leben der indigenen Bevölkerung, als wir mit ihm ohne Eile auf den Märkten von Cuenca herumspazierten. Hier wird der Alltag gelebt und man selbst ist mittendrin. Auf dem vielgepriesenen Markt von Otavalo ist das zwar im Prinzip auch so, aber dort gibt es viel mehr Touristen. |
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In Nationalparks und diversen Schutzgebieten ist es Vorschrift, dass lokale Führer Gruppen begleiten und die Natur erläutern. Hier erklärt ein einheimischer Guide unserer Gruppe auf einer Wanderung entlang der Kraterlagune Cuichocha die Pflanzen am Wegesrand. Auch Carlos Diaz, der uns die ganze Zeit begleitete, ist indigenen Ursprungs. Touristische Eindrücke der Rundreise folgen im nächsten und damit dem 6. Teil dieses Reiseberichtes. |