Indien 03.02.-24.02.2007

 
Teil 3.1: Wüste Thar-Im Land der Bishnois
 

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Das Volk der Bishnoi lebt in der Wüste Thar nach den Lehren des Guru Jambheshwar aus dem 15. Jahrhundert. Das Wort "Bishnoi" bedeutet "Neunundzwanzig". Es gibt 29 ökologische und spirituelle Gebote, dazu zählt vollständiger Verzicht auf Fleisch und das Verbot, Bäume zu fällen. Im Einklang mit der Natur schafft es dieses Volk, in der kargen Landschaft zu überleben. In einer kleinen Gruppe von 8 Reisenden hatten wir mit versierten Führern Gelegenheit, vielfältige Facetten aus dem Leben der Bishnoi kennenzulernen.
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Mit den farbenprächtigen Saris, dem Silberschmuck und den geschmeidigen Bewegungen verleihen die Frauen der Landschaft einen exotischen Reiz. Erst beim genaueren Hinschauen lässt sich das schwere Los der Frauen erahnen. Nicht nur Heim, Herd und Kindererziehung, sondern fast alles ist "Frauenarbeit", sie führen die Wasserbüffel zur Tränke, sie bewältigen schwere Erdarbeiten wie das Ausschachten des Kanalsystem, während die Männer die Arbeit verteilen und ungebetenen Zuschauern die Fotoerlaubnis entziehen. Andererseits posieren sie als Kamelführer gern für ein Foto.

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Die Hirschziegen-Antilope (links) und die Indische Gazelle (2. Bild v.l.) stehen unter speziellem Schutz der Bishois. Kaum zu glauben, dass die schöne Hirschziegen-Antilope noch vor 100 Jahren war die meist verbreitetste Wildtierart auf dem indischen Subkontinent war, ehe sie auf wenige Tausend Individuen dezimiert wurde. Im Land der Bishnois müssen Jäger (auch auswertige!) mit strengsten Bestrafungen rechnen. Die Tiere, insbesondere die häufigere Indische Gazelle kommen nah an die Siedlungen heran. Der indische Nationalvogel - der Pfau - ist bei weitem nicht auf karge Landschaften spezialisiert, aber hier findet er auch sein Auskommen. Ein typischer Vogel karger Offenländer ist der Wachtelfrankolin.
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Der resourcenschonende Umgang mit der Natur und ein maßvolles Kanalsystem macht mancherorts Baumwachstum in der Wüste Thar möglich. Hier kann man dann auch so farbenfrohe Spechte wie den Orangespecht beobachten (rechtes Bild). Aber wer hätte schon einen Uhu auf einem der Bäume (linkes Bild) vermutet? Einheimische Führer kennen das Brutrevier (einen Steinbruch) und ermöglichen uns die Beobachtung der eindrucksvollen großen Eule, die dank strenger Schutzmaßnahmen in Deutschland erfreulicherweise einen Aufwärtstrend erlebt.
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Die mit 80% Bevölkerungsanteil mächtigste Religion in Indien ist der Hinduismus. Den Hinduismus zu definieren ist nicht leicht, weder gibt es einen Gründer, noch ein Oberhaupt, nicht einmal einen von allen Gläubigen verehrten Gott. Der Hinduismus verbindet viele Strömungen, er ist gewissermaßen ein aus vielen Ästen bestehender religiöser Überbau, in dem vor allem die Kastenzugehörigkeit über die einzelne Glaubensrichtung entscheidet. In die Gemeinschaft der Hindus wird man nicht durch ein Glaubensbekenntnis aufgenommen, sondern hineingeboren. Obwohl es weder Dogmen noch eine Heilige Schrift gibt, lassen sich einige verbindliche Glaubensgrundsätze aufstellen. Als unumstößliche Wahrheit gilt z. B. die Existenz einer ewigen, unveränderlichen Urkraft (brahman), die einen fortwährenden Kreislauf von Entstehen und Vergehen ohne Anfang und Ende bewirkt.
Religiöse Lehrer (Gurus) und Priester haben einen großen Stellenwert für den persönlichen Glauben und den Zusammenhalt. Bei den Bishnois findet einmal jährlich eine 7tägige ununterbrochene Predigt statt. Normalerweise kommen Touristen nicht hierher. Das Interesse unserer kleinen Reisegruppe am Leben der Bishnoi war bekannt und so durften wir einen unmittelbaren Eindruck von der Zeremonie gewinnen. Der Guru hieß uns willkommen und für die anwesenden Kinder waren wir eine willkommene Abwechslung. Unter den Gläubigen ist ständiges Kommen und Gehen, man geht trotz der 7-Tage-Predigt den normalen Dingen des Lebens nach. Dazu gehört auch die Dorfschule. Es läuft gerade Mathematikunterricht und die Kinder zeigen uns stolz ihre Hefte. Die auf hohem Niveau gelösten Aufgaben zeugen von einem anspruchsvollen Unterricht.