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Das Volk der Bishnoi lebt in der Wüste Thar nach
den Lehren des Guru Jambheshwar aus dem 15. Jahrhundert. Das Wort "Bishnoi"
bedeutet "Neunundzwanzig". Es gibt 29 ökologische und
spirituelle Gebote, dazu zählt vollständiger Verzicht auf
Fleisch und das Verbot, Bäume zu fällen. Im Einklang mit der
Natur schafft es dieses Volk, in der kargen Landschaft zu überleben.
In einer kleinen Gruppe von 8 Reisenden hatten wir mit versierten Führern
Gelegenheit, vielfältige Facetten aus dem Leben der Bishnoi kennenzulernen.
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Mit den farbenprächtigen Saris, dem Silberschmuck und den geschmeidigen
Bewegungen verleihen die Frauen der Landschaft einen exotischen Reiz.
Erst beim genaueren Hinschauen lässt sich das schwere Los der
Frauen erahnen. Nicht nur Heim, Herd und Kindererziehung, sondern
fast alles ist "Frauenarbeit", sie führen die Wasserbüffel
zur Tränke, sie bewältigen schwere Erdarbeiten wie das Ausschachten
des Kanalsystem, während die Männer die Arbeit verteilen
und ungebetenen Zuschauern die Fotoerlaubnis entziehen. Andererseits
posieren sie als Kamelführer gern für ein Foto.
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Die Hirschziegen-Antilope (links) und die Indische Gazelle
(2. Bild v.l.) stehen unter speziellem Schutz der Bishois. Kaum zu glauben,
dass die schöne Hirschziegen-Antilope noch vor 100 Jahren war die
meist verbreitetste Wildtierart auf dem indischen Subkontinent war,
ehe sie auf wenige Tausend Individuen dezimiert wurde. Im Land der Bishnois
müssen Jäger (auch auswertige!) mit strengsten Bestrafungen
rechnen. Die Tiere, insbesondere die häufigere Indische Gazelle
kommen nah an die Siedlungen heran. Der indische Nationalvogel - der
Pfau - ist bei weitem nicht auf karge Landschaften spezialisiert, aber
hier findet er auch sein Auskommen. Ein typischer Vogel karger Offenländer
ist der Wachtelfrankolin.
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Der resourcenschonende Umgang mit der Natur und ein
maßvolles Kanalsystem macht mancherorts Baumwachstum in der Wüste
Thar möglich. Hier kann man dann auch so farbenfrohe Spechte wie
den Orangespecht beobachten (rechtes Bild). Aber wer hätte schon
einen Uhu auf einem der Bäume (linkes Bild) vermutet? Einheimische
Führer kennen das Brutrevier (einen Steinbruch) und ermöglichen
uns die Beobachtung der eindrucksvollen großen Eule, die dank
strenger Schutzmaßnahmen in Deutschland erfreulicherweise einen
Aufwärtstrend erlebt.
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Die mit 80% Bevölkerungsanteil mächtigste Religion in Indien
ist der Hinduismus. Den Hinduismus zu definieren ist nicht leicht,
weder gibt es einen Gründer, noch ein Oberhaupt, nicht einmal
einen von allen Gläubigen verehrten Gott. Der Hinduismus verbindet
viele Strömungen, er ist gewissermaßen ein aus vielen Ästen
bestehender religiöser Überbau, in dem vor allem die Kastenzugehörigkeit
über die einzelne Glaubensrichtung entscheidet. In die Gemeinschaft
der Hindus wird man nicht durch ein Glaubensbekenntnis aufgenommen,
sondern hineingeboren. Obwohl es weder Dogmen noch eine Heilige Schrift
gibt, lassen sich einige verbindliche Glaubensgrundsätze aufstellen.
Als unumstößliche Wahrheit gilt z. B. die Existenz einer
ewigen, unveränderlichen Urkraft (brahman), die einen fortwährenden
Kreislauf von Entstehen und Vergehen ohne Anfang und Ende bewirkt.
Religiöse Lehrer (Gurus) und Priester haben einen großen
Stellenwert für den persönlichen Glauben und den Zusammenhalt.
Bei den Bishnois findet einmal jährlich eine 7tägige ununterbrochene
Predigt statt. Normalerweise kommen Touristen nicht hierher. Das Interesse
unserer kleinen Reisegruppe am Leben der Bishnoi war bekannt und so
durften wir einen unmittelbaren Eindruck von der Zeremonie gewinnen.
Der Guru hieß uns willkommen und für die anwesenden Kinder
waren wir eine willkommene Abwechslung. Unter den Gläubigen ist
ständiges Kommen und Gehen, man geht trotz der 7-Tage-Predigt
den normalen Dingen des Lebens nach. Dazu gehört auch die Dorfschule.
Es läuft gerade Mathematikunterricht und die Kinder zeigen uns
stolz ihre Hefte. Die auf hohem Niveau gelösten Aufgaben zeugen
von einem anspruchsvollen Unterricht.
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