Chinesische Gewässerlandschaften

Landschaften aus der Vogelperspektive 

 
Reisebericht- Teil 1: Einführung und Städte
Reisebericht Teil 2: Li-Fluss und Karstlandschaft 
Reisebericht Teil 3 : Yangste-Kreuzfahrt und Staudamm
Zusatzinformationen Yangtse-Staudämme
Landschaften aus der Vogelperspektive (Yangtse-Umland)
Tierisches

 

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Unsere Rundreise beinhaltete mehrere Inlandflüge, davon fanden aber nur wenige am hellen Tag statt. Die Karstberge um Guillin aus der Luft zu erleben, war uns nicht vergönnt. Wir sahen den Yangtse und eine wunderschöne wasserreiche Mosaiklandschaft unweit des neuen Staudammes. Beim Anblick dieser idyllischen Landschaft kamen mir die Worte unserer örtlichen Führerin am Staudamm in den Sinn. Sie erwähnte in ihrem gestrigen Vortrag eine natürliche Seenlandschaft um Yichang und die touristische Entwicklung des Ortes zum Erholungsgebiet. Ich hielt das für eine glatte Übertreibung, wurde aber im Flugzeug eines besseren belehrt. Gern teile ich dazu Einzelheiten mit.

Flug Yichang-Wuhan-Peking

Bereits 5 Uhr war Wecken, denn der planmäßige Abflug aus Yichang war für 7.10 Uhr vorgesehen. Einen Direktflug nach Peking gab es erst 15 Uhr, wir sollten eine Zwischenlandung in Wuhan haben. Wuhan liegt nur 30 Flugminuten entfernt von Yichang ebenfalls am Yangtse. Leider meldete Wuhan Smog und sperrte den Flughafen. Erst mit 2,5 Stunden Verspätung bekamen wir die Starterlaubnis. Der Smog konzentrierte sich auf die unmittelbare Stadt, ansonsten hatten wir eine herrliche Sicht auf die Landschaft. Auf der linken Seite, wo sich auch irgendwo die Yangtse-Schluchten befinden, sahen wir Gebirge. Einen Aha-Effekt der besonderen Art hielt die rechte Seite bereit, wir hatten das Glück, genau richtig zu sitzen. Ich staunte nicht schlecht, gleich nach dem Start Hunderte von Seen zu erblicken. Runde und unregelmäßig geformte Seen waren in eine bilderbuchschöne Hügellandschaft eingebettet. Vielleicht waren die vermeintlichen Hügel auch steile Berge, da fehlt mir die Übung, dies aus großer Höhe beurteilen zu können. Am Rande der Seen sah ich Terrassenfelder, die manchmal das gesamte Gebiet zwischen den Seen einnahmen und die Höhenlinien formvollendet nachzeichneten. Auf den Berggipfeln verblieben häufig kleine Wälder, weil diese Landschaftselemente wohl zu steil für jede Nutzung sind. Aus der Vogelperspektive konnte ich die Worte unserer Baustellenführerin sehr gut nachvollziehen. Eine touristische Entwicklung der gesamten Region bietet sich geradezu an. Noch scheint die Infrastruktur dafür nicht vorhanden zu sein, sonst wären hervorgehobene Gebäude und Straßen zu sehen. Nicht einmal Baustellen waren aus der Luft zu erahnen. Eine Traumlandschaft für einen "Urlaub auf dem Bauernhof", der wohl in keiner Weise stattfindet, denn die Bewohner leben einfach ihr gewohntes ländliches Leben. Das lieblichen Mosaiks von Natur- und Kulturlandschaft könnte bald durch den Tourismus beeinträchtigt werden, trotzdem wird man an dieser Entwicklung nicht vorbeikommen. Für den künftigen Staudammbesucher wird ein Abstecher in die Seenlandschaft eine willkommene Bereicherung sein. Umgekehrt wird auch ein Schuh daraus. Nach wenigen Flugminuten änderte sich das Bild. Die Hügel verschwanden, die Wasserflächen blieben zunächst immer noch so zahlreich, nahmen aber rechteckige Formen an. Einige waren wegen der gut sichtbaren Zuflüsse als Fischbecken zu identifizieren, bei vielen anderen handelte es sich wohl um überflutete Reisfelder. Überaus interessant war auch der Yangtse von oben. Yichang gilt als Grenze zwischen Oberlauf und Mittellauf des Flusses. Eine Weiterfahrt per Schiff von Yichang nach Wuhan ist zweifellos auch zu empfehlen. Hier kann der Fluss zumindest stellenweise noch seine eigene Dynamik entfalten. Davon zeugen ausgedehnte Sand- oder Kiesbänke und ebensolche Inseln, kurvenreiche Abschnitte mit Prall- und Gleithängen, breite Flusstäler ohne landwirtschaftliche Nutzung, wo Regenpfeifer & Co geeignete Lebensräume finden könnten. Nachdem der strukturreiche Yangtse für einige Minuten aus dem Blickfeld verschwunden war, sah ich ihn plötzlich als gleichförmigen geradlinigen Fluss wieder, wobei ein schmaler Uferbereich bewaldet erschien, woran sich beiderseits Felder anschlossen. Ein breiter Bewässerungskanal trat an einer Stelle aus dem Fluss, ich sah Teichanlagen, die den Kanal optisch verbreiterten und viele Reisfelder, bis das Flugzeug kurz in eine Smogglocke eintauchte, um in Wuhan zu landen.

Der Weiterflug nach Peking führte uns fast 2 Stunden über eine monotone braune Ebene mit einer Vielzahl gleichartiger kleiner Siedlungen, zwischen denen Felder bewirtschaftet wurden. Es war keinerlei Wald zu sehen, nur selten ein Wasserlauf und scheinbar keine Landschaftselemente, welche die Familien für Erholungszwecke nutzen können. Kurz vor Peking waren zunächst ausgetrocknete Flussbetten aus der Luft zu erkennen, später Kanäle und Fischteiche, letztlich die Stadt selbst mit ausgeprägten Neubaugebieten an der Peripherie, zwischendurch auch erfreulicherweise viel Grün. Auch bei der Fahrt vom Flughafen in die Stadt fielen ausgedehnte parkartige Baumanpflanzungen auf, die den Wasserhaushalt und das Mikroklima der Stadt angenehm beeinflussen. Die meisten dieser Anpflanzungen dürften jüngeren Datums gewesen sein, dank intensiver Pflege waren sie alle gut angewachsen. Systematische Abholzungen der Wälder in vergangenen Jahrzehnten hatten große wasserwirtschaftliche Probleme mit sich gebracht.

Flug von Peking nach Hause

Ausgezeichnetes Flugwetter ermöglichte uns eindrucksvolle Ansichten der Gebirgslandschaft und bald der ausgedehnten Wüste Gobi mit eingestreuten Salzseen und vielen interessanten natürlichen Strukturen. Auch einige wenige regelmäßig geschnittene Barackensiedlungen inmitten der unwirtlichen Gegend waren zu erkennen. Fast hatte es den Anschein, als ob das riesiges Land der Superlative und Gegensätze noch einen drauflegen wollte. Es führte uns vor Augen, dass wir es noch lange nicht erkannt haben....

 

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