Reisebericht- Teil 1: Einführung und Städte |
Reisebericht Teil 2: Li-Fluss und Karstlandschaft |
Reisebericht Teil 3 : Yangste-Kreuzfahrt und Staudamm |
Zusatzinformationen zum Yangtse |
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Landschaften aus der Vogelperspektive (Yangtse-Umland) |
Tierisches |
Der Yangtse ist der drittlängste Strom der Erde. Ein
Drittel der chinesischen Bevölkerung wohnt im Einzugsgebiet des Yangtse.
Diese gigantische Zahl lässt die Notwendigkeit geeigneter Hochwasserschutzmaßnahmen
erahnen. Der Gezhouba-Staudamm ist das erste Großprojekt am Yangtse.
Nach 18 jähriger Bauzeit wurde er unter Mitwirkung von 100.000 Arbeitskräften
1988 fertiggestellt. Das Land ist stolz darauf, das Bauwerk aus eigener
Kraft an solch einem schnellfließenden großen Strom realisiert
zu haben. Das hier befindliche derzeit größte Wasserkraftwerk
Chinas versorgt einen Umkreis von 500 km. Die Schifffahrtsverhältnisse
in den Yangtse-Schluchten und in den seitlichen Zuflüssen sowie der
Hochwasserschutz haben sich gegenüber früheren Zeiten bereits
erheblich verbessert.
Im April 1992 hatte das Parlament in Peking den Bau des Sanxia-Staudammes beschlossen. Die im Bau befindliche Sperrmauer liegt 40 km oberhalb des Ge Zhouba-Staudammes. Die künftige Stauhöhe beträgt maximal 175 m üNN. Das ist ein Wasserspiegelanstieg von 113 Metern gegenüber dem jetzigen Verhältnissen, denn der Gezhouba-Staudamm hatte den Wasserstand bereits von ca. 40 m üNN auf 62 m üNN erhöht. Damit hat die Problematik der umzusiedelnden Menschen mit 1,3 Millionen eine zuvor nie gekannte Größenordnung erreicht. Eine Projektarbeit eines deutschen Gymnasiums hat viele Aspekte des Großprojektes konkret und übersichtlich beleuchtet, darunter die Ziele und Absichten der Regierung, die Umsiedlungsproblematik und Umweltprobleme. Der neue Stausee zwischen Chonquing und Yichang wird ca. 650 km lang und im Mittel 1,1 km breit sein und wegen der zahlreichen Seitentäler und der abwechslungsreichen Geländestrukturen das Landschaftsbild völlig verändern. Die teilweise über 1000 m hohen Berggipfel in den legendären Yangtse-Schluchten werden auch nach der vollständigen Flutung zu sehen sein, obgleich der Gesamteindruck abschnittsweise mehr fjordähnlich werden könnte. Bezüglich der Stromerzeugung wird das Sanxia-Wasserkraftwerk mit einer jährlichen Energieerzeugung von 84,7 Milliarden Kilowattstunden Weltspitze sein, beim Stauinhalt wird es etwa den 20. Platz einnehmen. Weitere Vergleichszahlen und wasserbaulich-technische Details sind im Artikel von H. Faist in der Zeitschrift für Binnenschifffahrt 2001 (Nr. 11 und 12) veröffentlicht. Bei der Führung am 27.10.2001 auf der Großbaustelle erfuhren wir, dass hier z. Zt. ca. 20.000 Menschen arbeiten, darunter auch 400 Ingenieure aus 27 Ländern. Diese Zahlen differieren von einer Veröffentlichung zur anderen. Die Kosten werden auf 30 Mrd. Dollar geschätzt. Das Geld kommt 1) von den Stromeinnahmen der Kraftwerke am Gezhouba-Staudamm, 2) von der gesamten Bevölkerung in Form einer Energiepreiserhöhung, 3) von Einnahmen des Sanxia-Projektes, denn ab 2002 gehen 2, ab 2004 jährlich 4 Turbinen an´s Netz, 4) von der Bank. Die Sperrmauer wird zum Jahresende 2002 geschlossen. Wasser fließt dann noch durch die Rinne des künftigen Schiffshebewerkes (in der Mitte des Luftbildes), welches seinerseits 2009 in Betrieb genommen wird. Im Jahre 2003 wird die 5stufige Schleusentreppe fertig sein, für dessen Durchfahrt 3 Stunden einzukalkulieren sind. In der Zwischenzeit muss die Schifffahrt die jetzt schon betriebsbereite Bauschleuse benutzen. Am schlechtesten dran sind wandernde Fischarten wie der China-Stör. Diese wirtschaftlich bedeutsame Art laicht im Oberlauf des Yangtse und schwimmt dann in´s Meer. Ihre Laichplätze wird sie nicht mehr erreichen können. Weitere Umweltprobleme sind der Verlust von Lebensräumen
für die Tierwelt, die Erosion und die Wasserbeschaffenheit generell.
Die Überstauung der landwirtschaftlichen Nutzflächen hat außer
für die Bauern auch Konsequenzen für den Fluss, welcher schon
jetzt enorme Mengen an erodiertem Material stromabwärts führt.
Um die künftige Erosion in Grenzen zu halten, ist die Neuanlage von
Terassenfeldern in den betroffenen Gebieten per Gesetz verboten. Aus demselben
Grund soll vor der Flutung Ackerland in Grünland umgewandelt werden.
Ein anderes noch nicht gelöstes Problem ist die Abwasserentsorgung.
In einer online Pressemitteilung "Lang
und trübe fließt der Yangtse" wird die Region Chongquing
als schockierendes Beispiel genannt. Darin heisst es: < Die Riesenstadt
hat zusammen mit ihren Landkreisen über 30 Millionen Einwohner und
produziert alljährlich 1,4 Milliarden Kubikmeter Abwässer. Von
denen fließt der überwiegende Teil völlig ungeklärt
oder nur mäßig aufbereitet in den Yangtse, der die Hauptwasserquelle
für alle stromabwärts wohnenden Menschen darstellt. Schon heute
liegt die Belastung des Flusses mit Stickstoff und Phosphaten weit über
den in China zulässigen Grenzwerten. Ob es gelingt, bis 2010 die
geplanten 30 Kläranlagen und 25 genormten Mülldeponien zu bauen,
erscheint angesichts der Finanzlage vor Ort zweifelhaft. Die Zentralregierung
hat Abwasserprojekte in Chongqing zu einem Schwerpunkt der Entwicklung
in der Westregionen erklärt und bemüht sich um ausländische
Investitionen für Klär- und Müllverbrennungsanlagen. >
Diese Maßnahmen sind auch in Verbindung mit der geplanten Kanalüberleitung
von Wasser aus dem Yangtse in die nördlichen Provinzen Chinas erforderlich.
Dieser Kanal wird das nächste gigantische Wasserbauwerk Chinas. Zu
den Hintergründen wird in der bereits zitierten Pressemitteilung
mitgeteilt: < Das Wasser wird nicht nur schlechter, sondern auch immer
knapper... Obwohl der Mangel an Niederschlägen schwer wiegt, führen
Experten die Krise dennoch vor allem auf Verschwendung, Misswirtschaft
und Ignoranz zurück. Große Mengen versickern durch undichte
Leitungsrohre - nach Angaben der Zeitschrift "China International
Business" örtlich bis zu 40 Prozent... Chinas Wasserbedarf steigt
indessen durch die zunehmende Industrialisierung weiter - nach Schätzungen
der Weltbank im kommenden Jahrzent um etwa 60 Prozent. Damit steuert ganz
Nordchina auf eine schwere Wasserkrise zu, die nicht nur Industrie und
Landwirtschaft bedroht, sondern auch die Versorgung mit Trinkwasser gefährdet.
Vor diesem Hintergrund will die Regierung nun das Projekt Nanshui Beisong
auflegen, mit dem überflüssige Wassermassen des Yangtse nach
Nordchina geleitet werden. Das bereits von Mao Zedong 1952 erwogene Vorhaben
wurde immer wieder aufgeschoben, ist nun aber zur Chefsache geworden.
Das spektakuläre Vorhaben ist Teil des 2001 anlaufenden 10. Fünfjahrplanes,
Premier Zhu Rongji persönlich drängt auf Tempo. Über eine
östliche, eine mittlere und eine Trasse von den Nebenflüssen
des Yangtse auf dem Qinghai-Plateau sollen jährlich 50 Milliarden
Kubikmeter Wasser nach Nordchina geleitet werden. Eine gewaltige technologische
Herausforderung, da für die Kanäle und Pipelines große
Höhenunterschiede zu überwinden und Tunnel durch die Berge gebohrt
sowie Pumpstationen installiert werden müssen. Die ersten beiden
umgerechnet 28-33 Milliarden DM teuren Bauabschnitte sollen bis 2008 abgeschlossen
werden. Parallel dazu will die Regierung endlich marktwirtschaftliche
Kriterien für den Wasserverbrauch einführen, damit die Ware
Wasser nicht länger unter Wert "versickert".
Neben großformatigen Fotos enthält das Buch
auch zahlreiche Informationen. Untenstehend sei eine Auswahl wörtlich
zitiert: Quellenregion Obwohl die Chinesen schon vor zweitausend Jahren daran
gingen, sich ihre zahllosen Wasserwege nutzbar und gefügig zu machen
und so gewaltige Konstruktionen wie den berühmten Kaiserkanal zustande
brachten, blieben der obere Lauf des Yangtze und erst recht seine Quellenregion
lange unerschlossen. Von den Namen des Yangtze Vom Absturz aus Tibet ins chinesische Tiefland Mittellauf Das Sichuan Becken, das sich zwischen den Städten Yibin und Chongqing nördlich vom Yangtze erstreckt und wegen seiner roten Erde. auch das Rote Becken genannt wird, gilt als der Brotkorb Chinas. Zwei Drittel der Reiserträge und fast die Hälfte allen anderen Getreides kommen aus diesem fruchtbaren Gebiet; daneben gedeihen Mais, Kartoffeln, Chili, Raps, Baumwolle und Hanf. Um aus jeder Bodenfurche das meiste herauszuholen, wird von den Bauern jedes Pflänzchen sorgsam gedüngt oder unter einer kleinen Plastikhaube geschützt. Sein mildes Klima und die Fruchtbarkeit der Äcker verdankt das von chinesischen Poeten als "Speicherkammer des Himmels" gelobte Land seiner besonderen Topografie: Etwa 500 Meter über dem Meeresspiegel gelegen, wird es im Westen durch hohe Bergzüge vor kontinentaler Kaltluft geschützt, während von Osten milde feuchte Meeresluft durchs Yangtze Tal einströmt. Die Bauern, die hier bis zu vier Ernten im Jahr einfahren, bezahlen ihren Wohlstand allerdings mit dem Verzicht auf Sonne. Fast immer liegt Nebel über ihren Äckern, und einem Volksspruch nach fangen die Hunde an zu bellen, wenn sich tatsächlich mal die Sonne zeigt. Noch dichter, oft wochenlang undurchdringlich, sind die Nebelschwaden über dem großen Strom. Bei der Stadt Yibin verlässt der Yangtze Tibet und erreicht das eigentliche China. Obwohl der Fluß noch 6o Kilometer weiter aufwärts, bis zu dem Ort Pingshan, mit kleineren Schiffen befahren werden kann, ist Yibin die erste Hafenstadt am Yangtze. Der Yangtze zwischen Chongqing und dem größten
Staudamm der Welt Verstärkt wird hier der berüchtigte, klimatisch bedingte Yangtze Nebel noch durch die Massierung von Industrien in und um Chongqing Ölraffinerien, Zement, Papier und Textilfabriken, Chemie und Pharmawerke, Schmelzöfen für Kupfer und Eisen. Auch die letzten der einst für Chongqing charakteristischen, bis zu zehn Stockwerke hohen, auf Stelzen aus Bambus und Holz gebauten Häuser an den Felsenklippen über dem Yangtze mußten neuen Apartmentgebäuden weichen... Chongqing rüstet sich für die Rolle als größter Binnenhafen Chinas. Und wenn der Wasserspiegel im neuen Stausee steigt, wird
die Yangtze Schiffahrt auf der ganzen Strecke zwischen dem Damm bei
Sandouping und dem Großhafen Chongqing mehrspurig möglich
sein und nicht mehr, wie bislang, oft nur im - durch die Signalstationen
geregelten - Einbahnbetrieb. Ein paar Zahlen zum Staudamm: Der Unterlauf des Yangtze |