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Eine kurze Busfahrt brachte uns am 24.10.2001 vom Flughafen zum Schiff,
welches für die nächsten 3 Nächte unser Hotel war. Uns
wurde erklärt, dass wegen der Berge die Stadt Chongqing fahrradfrei
sei. Die Bewohner fahren mit dem Bus zur Arbeit. Auf der Zufahrt vom Flughafen
zur Stadt machte uns der örtliche Reiseführer auf ein Leuchtschild
aufmerksam. Darauf stand
Die folgenden vier Bilder sollen Sie zunächst ein wenig einstimmen.
Nach dem Aufstehen kam erst einmal die Enttäuschung: Gestern abend bei Ankunft in Chonquing war der Himmel klar und wir waren enttäuscht über den dichten Schleier, der jetzt über der Landschaft lag. Zwar hat die Stadt durchschnittlich 220 Tage im Jahr trübes Wetter, aber das gestrige Schönwetter ließ uns daran glauben, dass sich der Nebel auflösen würde. Es kam anders und ich war zunächst einigermaßen froh, dass heute noch nicht die legendären "3 Schluchten" auf dem Programm standen, da die Landschaft manchmal gar nicht zu erkennen war. Wenn der Nebel nicht ganz so dicht war, sah ich teilweise eine rauhe Gebirgslandschaft, deren Charakter durch das Wetter noch verstärkt wurde. Es ließ sich erahnen, wie schwer es sein mag, auf den kargen Hängen oder gar im felsigen Fluss seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Wie zur Bestätigung waren nur relativ wenige Häuser abseits der Städte zu sehen. Wo die Landschaft lieblichere Formen aufwies, wurde gleich jeder Quadratmeter landwirtschaftlich genutzt. Der heutige Höhepunkt war unser Landgang in Fengdu. Die am linken
Flussufer gelegene Stadt wird künftig vollständig überflutet,
zum Ausgleich wird gegenwärtig eine neue Kreisstadt am rechten Yangtse-Ufer
an höherer Stelle neu errichtet. Allerdings hatte sich das diesig-regnerisches
Wetter in einem solchem Maße verschlechtert, dass wir die Neustadt
selbst vom Schiff aus nicht sehen konnte, geschweige denn vom rechten
Ufer. Aber nicht wegen der bereits verlassenen Häuser wird Fengdu
als Geisterstadt bezeichnet. Der Name bezieht sich auf eine berühmte
Tempelanlage, welche die Heimat der gestorbenen Seelen sein soll. Diese
liegt hoch genug, um der Nachwelt erhalten zu bleiben. Ein zusätzlicher
Schutz durch einen Mauerbau ist vorgesehen. Wir fuhren mit der Seilbahn
auf die Bergspitze zur Geisterstadt, versuchten uns unterm Regenschirm
die unter uns liegende Landschaft vorzustellen und konzentrierten uns
auf die Bewunderung des taoistischen Tempels mit den bösen Figuren
sowie der buddhistischer Tempel im gleichen Gelände. Den Rückweg
legte ich zu Fuß zurück, um noch intensivere Eindrücke
zu gewinnen. Plötzlich kam ich an ein großen Schild mit der
Zahl "175", welches den künftigen Wasserstand im Jahre 2009 markiert.
Für mich war es das erste dieser Art. Solche Schilder sollten mir
auf der weiteren Reise noch viele begegnen, jedoch keines mehr aus solcher
Nähe.
Frühmorgens hätten wir unter Verzicht auf Schlaf Gelegenheit gehabt, uns einer japanischen Reisegruppe anzuschließen, um Baidicheng, die Stadt des weißen Kaisers anzuschauen. Sie liegt am westlichen Eingang der Qutang-Schlucht an einer Nebenflußmündung in den Yangtse und wurde aus strategischen Gründen beginnend mit dem 1. Jahrhundert errichtet. Die Busexkursion wurde wegen der hoch gelegenen Tempelanlagen gemacht. Später erfuhr ich aus Büchern, dass sich die Busfahrt auch wegen der Natur und der herrliche Blicke auf die Schlucht lohnt, die man zumindest bei schönem Wetter haben kann. Ich wusste das damals nicht und zog es vor, den Morgen an Deck zu begrüßen. Hier hoffte ich im Stillen auf ein paar Vogelbeobachtungen, die leider ausblieben, auch der Morgen war mindestens genau so grau wie gestern. Aber auch wegen der noch folgenden Höhepunkte des Tages gönnten wir uns einen geruhsamen Tagesbeginn und ließen uns von einem Maler auf dem Schiff in die chinesischer Kaligraphie einführen. "Wer schön schreiben kann, gilt als intelligent", war für mich schwer nachvollziehbar. Den Feinheiten der Kaligraphie konnte ich schon gar nicht folgen, die Malereien an der Wand interessierten mich mehr, besonders die der Vögel. Ich konnte mich dennoch nicht zum Kauf entschließen, denn die Vögel entsprangen weder der reinen Phantasie noch stellten sie tatsächlich existierende Arten richtig dar. Der Maler erklärte, das wäre eben die künstlerische Freiheit, es würde alles aus dem Gedächtnis ohne Vorlagen gemalt. Von welchem Gedächtnis kann in einer Gegend die Rede sein, wo Freilandbeobachtungen von Vögeln die Ausnahme von der Regel sind ? Über die wenigen Ausnahmen berichte ich im speziellen Teil . Nach Ankunft der Exkursionsteilnehmer durchfuhren wir endlich die Qutang-Schlucht. Sie wird auch Blasebalgschlucht genannt und ist mit 8 km Länge die kürzeste der 3 berühmten Schluchten. Das hier befindliche Kui-men (Drachentor) gilt als die imposanteste Sehenswürdigkeit. Zu beiden Seiten erheben sich ca. 1000 m hohe steile Bergwände über dem engen Flusstal. An der schmalsten Stelle ist der Fluss nur etwa 100 m breit, aber über 100 m tief. Sehr häufig liegen die Gipfel im Nebel, auch wir sahen nicht aber das obere Ende sondern nur die Steilheit der Felswände. Durch die gesamte Länge der Schlucht zieht sich auf der Nordseite ein alter in den Fels eingeschlagener Treidelweg entlang, der 1889 gebaut wurde. Wir haben ihn manchmal an den tiefen Einschnitten in die senkrechte Felswand erkannt und waren im warsten Sinne des Wortes tief beeindruckt. Schon nach 15-20 min war das Spektakel vorbei, alle außer uns gingen unter Deck. Jörg fotografierte, während ich mit den Regenschirm die Kamara schützte. Wetterbedingt müssen die so entstandenen Fotos mit den persönlichen Erinnerungen kombiniert werden, weshalb ich auf einen Versuch an verzichte, die verschwommenen Eindrücke hier zu platzieren. Nach dem Mittagessen stiegen wir in Wushan in kleine Boote um und erkundeten
damit ca. 40 von 250 km des längsten Nebenfluss des Yangtse im künftigen
Sanxia-Staugebiet mit dem Namen Daning-Fluss. Bekannt ist er vor allem
durch die sogenannten "3 kleinen Schluchten". Im einzelnen sind es die
3km lange Longmen-, die 10 km lange Bawu- und schließlich die Dicui-Schlucht
mit 20 km Länge, welche aber eigentlich nicht deutlich voneinander
abzugrenzen sind. Auch hier waren (noch älterer) Treidelwege zu erkennen,
und die Strömung war mancherorts gefährlich hoch. Dabei war
die Situation für die Schiffer früher wesentlich dramatischer,
als es den Gezhouba-Staudamm am Yangtse noch
nicht gab. Erwähnenswert sind auch die im Felsen liegenden Hängesärge.
Sie waren so hoch über uns, dass wir sie angesichts des schlechten
Wetters nicht sehen konnten. Die Dicui-Schlucht soll die naturbelassendste
sein. Dem flüchtigen Besucher zeigen sich vielerorts Wasserfälle
und das viele Grün der reichlich bewaldete Hänge. Hier
soll es noch Goldäffchen geben, die einst über alle Yangzi-Schluchten
ihre schrillen Rufe ertönen ließen. Glaubhaft ist auch, dass
gefiederte Bewohner hier immer noch reichhaltig vertreten sind. Wegen
Regen erhielt ich zwar einen sehr beschränkten Einblick
in die Vogelwelt , konnte aber Arten identifizieren, denen ich anderswo
nicht begegnet bin. Wegen ihres Verhaltens waren chinesische Rotschwanzarten
genauso auffällig wie weiße Reiher. Klangvoll rufend flogen
einige von ihnen dicht am Boot vorbei, besonders die Weißkopf-Rotschwänze
mit ihrem roten Bauch und der schwarzblau schimmernden Oberseite wirkten
"exotisch" schön. Laut Programm wären wir gar nicht hierher
gekommen, vorgesehen war heute ein Ausflug in sogenannten Sampans (schmale
Holzboote, die getreidelt werden) in den Shennong-Fluß, mehr dazu
können Sie im Beitrag "Mit den
Bootsschleppern am Shennong-Fluss " einer Reiseredaktion nachlesen.
Diese zwischen Wu- und der Xiling-Schlucht gelegene Flussmündung
liegt zu weit weg, um nach dem (zeitaufwändigen) Besuchs der Japaner
in der Weißen-Kaiser-Stadt am selben Tag dort hineinzufahren. Mit
Sicherheit sind beide Flusstäler sehenswert und der Erlebniswert
hängt eher von den meteorologischen Randbedingungen ab. Der Daning-Fluss
mag wohl mehr Naturreichtümer beherbergen, da er aber zu den regenreichsten
Gebieten gehört, bekommt man als Tourist eben nur eine Ahnung davon.
Im weiteren Verlauf unserer Yangtse-Fahrt wurde das Wetter jedenfalls
besser. Insgesamt ist in mir der Eindruck entstanden, dass die Seitentäler
von den künftigen Veränderungen mehr betroffen sind als der
Yangtse selbst und das entspricht auch der Übersichtskarte
vom künftigen Stausee.
Etwa 1,3 Millionen Einwohner müssen wegen des Sanxia-Staudammprojektes
umgesiedelt werden. Im Jahre 2003 wird der Wasserspiegel von jetzt 62
m (Stauhöhe des Gezhouba-Dammes) auf 135 m ansteigen. Im Jahre 2009
wird die endgültige Stauhöhe von 175 m erreicht. Die Entschädigung
für die Betroffenen richtet sich nach der Größe der jetzigen
Wohnung und wohl auch nach der Lage. Die Landbevölkerung hat es schwer,
denn die Entschädigung reicht keinesfalls, um eine Wohnung in der
Stadt kaufen zu können. Eine gewisse Kompensation der Mehrkosten
ist durch den Verkauf von Baumaterialien des bisherigen Wohneigentums
individuell möglich. Die Frage nach dem späteren Lebensunterhalt
ist damit nicht gelöst. Wenn das Land, welches die Bauern bewirtschaften,
unter Wasser steht, sind Industriearbeitsplätze gefragt, deren Einrichtung
begonnen hat. Nicht zu übersehen sind vor allem die Wohnungsbaumaßnahmen.
Von 16.30 Uhr bis 18 Uhr durchfuhren wir die zweite der großen Yangtse-Schluchten, die Wu-oder Hexenschlucht mit einer Länge von 42 km Länge. Hier fließt der Yangtse in vielen Windungen, zu beiden Seiten ragen hohe Gipfel, die durch das Spiel des Lichtes und der Wolken faszinieren. Diese Schlucht gilt als die zierlichste der drei Yangtse-Schluchten. Unser örtlicher Reiseleiter sprach davon, dass sich hier ein Naturschutzgebiet befindet und nannte Vorkommen von Bär, Fuchs und Schwein. Auf meine Nachfrage erfuhr ich, dass Wildschweine in China keineswegs Schaden anrichten. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie in Deutschland in die Gärten kommen und alles umwühlen. Mein Eindruck: Da selbst Singvögel gegessen werden und Wildschweine gut schmecken, lässt man sie eben nicht frei herumlaufen.
Sie brachte uns bei gutem Wetter eine Vielzahl von Eindrücken und einige Überraschungen. Natürlich gibt es hier nicht nur Felsen sondern dazwischen allerhand zu entdecken. Ich traute meinen Augen kaum, als ich tatsächlich reife Orangen an Bäumen sah ! Der Führer hatte uns zuvor darauf hingewiesen, dass dies ein Orangenanbaugebiet ist. Auch 3 freilebende Mandarinenten erweckten meine Aufnerksamkeit. Es waren die einzigen Enten auf der gesamten Kreuzfahrt überhaupt, Hausgeflügel wie am Li-Fluss wurde hier nicht gehalten. Durchfahrt der dritten Schlucht (Xiling-Schlucht, 66 km Länge)
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Beide Dämme lernten wir bei folgendem Ablauf kennen: - Vorbeifahrt an der Baustelle des Drei-Schluchten-Staudamms Mehr Einzelheiten im Teil "Zusatzinformationen Yangtse-Staudämme" |
Blick auf die Baustelle des Sanxia-Staudammes vom Wasser aus |
Luftbild 2000 aus dem Prospekt der CTGPC (China Yantze Three Gorges Project Development Corporation). |
Bevor wir Yichang erreichten, passierten wir die Schleuse des mächtigen Ge Zhouba-Dammes. |
Ge Zhouba-Damm, vom Unterwasser aus gesehen |
Wenig später erreichten wir Yichang, wo unsere Yangtse-Kreuzfahrt zu Ende ging und uns im Anschluss ein Bus zur Baustelle fuhr |
Blick vom Aussichtspunkt der Baustelle auf die Staumauer des Sanxia-Staudammes |
Blick vom Aussichtspunkt auf die Schleusentreppe stromabwärts, im Vordergrund Wohnsiedlung der Arbeiter, im Hintergrund die Stadt Yichang |
Wenn man in die entgegengesetzte Richtung schaut, erkennt man, dass die Schleusentreppe tief in den Berg gehauen wurde. |
Ausblick 2009
Ob wir wiederkommen, ist nicht gewiss. Viele aus unserer Reisegruppe haben
sich positiv zu einer Wiederkehr nach Erreichung des Stauzieles am Yangtse
im Jahre 2009 geäußert. Der 600 km lange Stausee wird eine
mittlere Breite von nur 1-2 km haben, es wird Inseln geben und touristisch
attraktive Seitentäler. Die berühmten Schluchten werden dann
nicht mehr so eng und nicht mehr so tief aber nicht gänzlich verschwunden
sein. Für einen Urlaub am Stausee würde ich nicht nach China
reisen wollen, aber ein "Urlaub auf dem Bauernhof" in der mosaikartigen
ländlichen Seen- und Berglandschaft zwischen Yichang und Wuhan wäre
mir angenehm. Von dort könnte man einen Abstecher zum freifließenden
Yangtse sowie zur Staumauer und zum Stausee einschließlich des Hinterlandes
unternehmen. Lesen Sie mehr darüber im Abschnitt
"Landschaft aus der Vogelperspektive ".